1149. Sitzung: Wenn Europas Berge grüner werden: alpine Pflanzenvielfalt durch die Lupe der Langzeitbeobachtung

Im Rahmen der Vortragsreihe:
Hochgebirge

Dr. Harald Pauli, Österreichische Akademie der Wissenschaften & Universität für Bodenkultur, Wien

Wenn Europas Berge grüner werden: alpine Pflanzenvielfalt durch die Lupe der Langzeitbeobachtung

 
04.12.2014

Die Verbreitung von Pflanzenarten ist nicht konstant und verschiebt sich speziell dann, wenn sich die klimatischen Bedingungen ändern. Während der pleistozänen Kaltphasen migrierten alpine Arten über tausende Kilometer. Im Zuge der nacheiszeitlichen Erwärmung schrumpften ihre Verbreitungsgebiete dann wieder auf wenige, kleine, oft weit voneinander entfernte Rückzugsareale, die meist in Hochgebirgen liegen. Bei einer weiter fortschreitenden anthropogenen Klimaerwärmung ist von einer verstärkten Höhenverlagerung vieler Arten auszugehen und damit von einer Zunahme der Artenzahl in den Gipfelzonen und verstärkter Konkurrenz im sich einengenden alpinen Lebensraum. Hochgebirgspflanzen sind klein aber lichtbedürftig – unter nachrückenden Gehölzen können sie nicht bestehen. Die ausgeprägte topographisch bedingte Standortvielfalt in den Gebirgen sowie die Langlebigkeit der meisten Alpenpflanzen könnte jedoch einem klimainduzierten Aussterbeprozess entgegenwirken bzw. diesen zumindest verlangsamen. Auf Basis von Langzeitbeobachtungen (Vergleich mit historischen Erhebungen) und standardisierten Monitoring-Ansätzen des internationalen GLORIA-Programms (www.gloria.ac.at) wird die klimawandelbezogene Entwicklung der Hochgebirgsflora und -vegetation in den Alpen seit dem 19. Jahrhundert sowie europaweit seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts dargestellt. Direkte Beobachtungen an exakt denselben Flächen zeigten sowohl Zunahmen als auch Rückgänge von Pflanzenarten und in vielen europäische Gebirgen eine gerichtete Transformation der alpinen Vegetation. Das Risiko von Biodiversitätsverlusten durch die Klimaerwärmung ist nicht nur sehr artspezifisch, sondern – vielmehr noch – abhängig von der geographischen Lage und Ausdehnung der Gebirgsräume. Drastische Unterschiede sind etwa zwischen den mediterranen Gebirgen Südeuropas und den Gebirgen des temperaten und borealen Europas zu erwarten.

Ort: Geomatikum, Hörsaal 1, Bundesstr. 55, 20146 Hamburg.
Zeit: 18 Uhr bis 19.00, bzw. 19.30 Uhr.

Der Eintritt zum Vortrag ist kostenlos. Gäste sind herzlich willkommen!
Die Teilnahme geschieht auf eigene Gefahr.