Protokollveröffentlichung: Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften –neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

„Abschlussworkshop“ im Projekt Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften

 

Teilprojekt „Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

30. Januar 2017 10.00 – 16.00 Uhr, Strohsackpassage, Nikolaistraße 6–10, Leipzig, Raum 5.55

Protokoll VR-Team

Teilnehmende
Dr. Josef Aistleitner Innsbrucker Geographische Gesellschaft
Elisabeth Bäschlin Geographische Gesellschaft Bern
Arvid Brinksmeier IfL Leipzig
Prof. Dr. Andreas Dittmann Gießener Geographische Gesellschaft und
Obmann derGeographischen Gesellschaften
Dr. Christof Ellger Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
Andreas Gemählich Universität Bonn
Jörg Kosinski IfL Leipzig
Prof. Dr. Sebastian Lentz IfL Leipzig
Regina Lenz Universität Heidelberg
Hon.-Prof. Dr. Otti Margraf Geographische Gesellschaft Leipzig
Dr. Jana Moser IfL Leipzig
Dr. Robert Musil Österreichische Geographische Gesellschaft Wien
Verena Ott IfL Leipzig

 

Projektinformationen
Titel: Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften. Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen, Bearbeitung: Sebastian Lentz, Jana Moser, Jörg Kosinski, Verena Ott, Karen Rauh (Leibniz-Institut für Länderkunde), Kooperationspartner: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Praxispartner: Geographische Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz Laufzeit: 02/2014–07/2017, Projektförderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Weitere Informationen: www.ifl-leipzig.de

Einleitung
Am 30. Januar 2017 lud das Projektteam „Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR) Projektpartner_innen der Geographischen Gesellschaften (GG) und Nachwuchwuchswissenschaftler_innen (NW) zum „Abschlussworkshop“ ein. In Leipzig trafen sich die Beteiligten, um fertige Transferformate vorzustellen, einen Einblick in deren Entwicklungsprozess zu geben und den Prozess zu evaluieren. Des Weiteren bot der Workshop die Gelegenheit, die Ergebnisse des Projektes zusammenzufassen und sich über die Lessons Learned in der Entwicklung der Wissenstransferformate auszutauschen.

Das VR-Team bedankte sich bei allen Projektbeteiligten für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, sich auf das Experiment Neue Vermittlungsräume einzulassen. Jörg Kosinski führte auf, was im Projekt VR erreicht wurde: drei Wissenstransferformate sind (fast) fertig (ein Erklärvideo, eine interaktive Infografik, eine Smartphone-gestützte Schnitzeljagd), die Beteiligten haben sich auf vier gemeinsamen Projektworkshops ausgetauscht, vier Gruppendiskussionen und weitere Interviews wurden ausgewertet. Insgesamt waren 47 Personen am Projekt in unterschiedlicher Form beteiligt, die aus 26 unterschiedlichen Orten mitgewirkt haben.

 

Präsentation der fertigen Transferformate
Andreas Gemählich und die Innsbrucker Geographische Gesellschaft (IGG): Rückblick auf IGG-Workshop und Vortrag „Die Welt durch die Blume“; interaktive Infografik
Der Nachwuchswissenschaftler Andreas Gemählich stellte sein zweiteiliges Wissenstransferformat vor, dass er im Prozess umgesetzt hatte: Es besteht zum einen aus einem Workshop und anschließendem Vortrag und zum anderen aus einer interaktiven Infografik (www.fair-roses.org), in die Ergebnisse von Workshop und Vortrag einflossen. Ziel der Formate war die allgemeinverständliche Vermittlung seines komplexen Forschungsthemas, das im Kontext des internationalen Blumenhandels angesiedelt ist. Der Workshop mit dem Titel „Die Welt durch die Blume – globale Verflechtungen verstehen“ fand im Mai 2016 in Innsbruck mit Unterstützung der Innsbrucker Geographischen Gesellschaft statt (zur Konzeption und zum Ablauf des Workshops siehe Handreichung „Die Welt durch die Blume“: Grundlagenforschung in Workshop und Vortrag multimodal vermittelt). Die Infografik war zunächst als eine überblicksartige, statische Infografik gedacht. Es stellte sich heraus, dass das Thema in einer komplexeren Darstellung in Form einer Website mit Unterseiten und interaktiven, infografischen Elementen besser in seiner Tiefe zu vermitteln ist. Die Website wurde von einer Graphikdesignerin und einer Programmieragentur gestalterisch und technisch umgesetzt. Die Nutzer_innen der Infografik können sich aus der Perspektive von vier Akteuren aus dem internationalen Blumenhandel über dieses Thema informieren. Dazu stehen ihnen verschiedene Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die mit aufbereiteten Tabellen, Fotos und Grafiken aus Gemählichs Forschungsvorhaben angereichert wurden. Mithilfe dieses Transferformats ließe sich, so Gemählich, die kontextuelle Eingebundenheit der Akteure gut vermitteln. Außerdem gibt das Format die Möglichkeit, die oftmals vereinfachte mediale Darstellung über die am Blumenhandel beteiligten Akteure aufzubrechen und zu hinterfragen.

Gemählich berichtete, dass er die interaktive Infografik u. a. für die Vermittlung von Ergebnissen an seine Stakeholder konzipiert hatte, um ihnen „etwas zurückgeben zu können“. Im Laufe des Entwicklungszeitraums ergaben sich weitere Zielgruppen. Alle Zielgruppen seiner Infografik hätten gemein, dass sie eine allgemeinverständliche Vermittlung wissenschaftlicher und komplexer Zusammenhänge bedürfen.

Abschließend fasste Gemählich zusammen, dass das Erstellen der Transferformate Workshop und Vortrag sowie interaktive Infografik zwar zeitlich sehr aufwendig war, diese aber zur Vermittlung auch außerhalb der Wissenschaftscommunity wiederverwendet werden können. Insbesondere sein Workshop-Format ließe sich darüber hinaus ohne Mehraufwand in der universitären Lehre einsetzen.

Regina Lenz und die Heidelberger Geographische Gesellschaft (HGG), Erklärvideo zum Thema Institutionen und Vortrag mit eingebettetem Video
Um im Kontext ihres Forschungsprojekts zum institutionellen Wandel am Beispiel der Unternehmensnachfolge einen theoretischen Begriff anschaulich zu machen, verwendete die Nachwuchswissenschaftlerin Regina Lenz das Transferformat „Erklärvideo“. Dieses erklärt den Begriff „soziale Institution“ anhand einer Alltagssituation für ein außeruniversitäres Publikum (YouTube-Video „Was sind soziale Institutionen?“).

Die Umsetzung des Erklärvideos übernahm eine externe Agentur, die gemeinsam mit ihr das Storyboard und Sprechertexte entwarf, die Texte einsprechen ließ und die Animation erstellte. Lenz empfand, dass die Zusammenarbeit mit einer Agentur einige Lerneffekte für sie bereithielt, indem sie beispielsweise „gezwungen“ war, nicht-wissenschaftliche Sprache zu benutzen, um einen wissenschaftlichen Begriff zu erklären. Gleichzeitig musste die Wissenschaftlerin aber darauf achten, dass ihre Textvorgaben nicht zu sehr vereinfacht wurden, sodass der wissenschaftliche Zusammenhang des Begriffs verloren ging. Dabei halfen ihr die am Projekt beteiligten Mitglieder der Heidelberger Geographischen Gesellschaft sowie ihre Forschungsgruppe.

Außerdem setzte Lenz das Video als Teil eines öffentlichen Vortrags bei der Heidelberger Geographischen Gesellschaft ein, um die klassische Vortragssituation aufzubrechen und strukturierende und aktivierende Elemente einzubauen. Während des Vortrags hielt sie das Video an bestimmten Stellen an, um die Beteiligung des Publikums schon im Vortragsgeschehen zu fördern.

Von ihrem Video profitieren aktuell nicht nur die Studierenden in den Lehrveranstaltungen der Nachwuchswissenschaftlerin. Lenz kann mit diesem Format als Referenz auch neue Projektpartner_innen und Stakeholder für ihr Forschungsprojekt ansprechen. Zudem ist das Video für einen uneingeschränkten Nutzerkreis jederzeit auf YouTube verfügbar, jeweils auf Englisch und Deutsch.

 

Diskussion
Erwartungen an Verständlichkeitsanspruch vs. Wissenschaftlichkeit
Die vorgestellten Transferformate wollen ein nicht-wissenschaftliches Publikum ansprechen. Daran knüpft sich das Ringen um eine verständliche Sprache und Darstellungsform wissenschaftlicher Inhalte. So mussten sich auch die Teilnehmer_innen des Abschlussworkshops erst darüber verständigen, wann ein Wissenstransferformat als „zu stark vereinfachend“ und wann als gelungenes Beispiel zur Vermittlung eines wissenschaftlichen Zusammenhangs gelten kann. Lenz erläuterte anhand ihres Beispiels, dass es nicht ihr Ziel war, ihre Forschungsfrage in allen Details abzubilden, sondern sie mit dem Video den Theorieanteil ihrer Dissertation veranschaulichen wollte. Gemählich merkte an, dass seiner Erfahrung nach beim Erstellen von Transferformaten ca. 90 % des Wissens runterfallen müssen, um ein breites Publikum zu erreichen. Kosinski wies darauf hin, dass das Transferformat „Erklärvideo“ auch losgelöst von einem wissenschaftlichen Kontext stehen und verstanden werden muss. Das Definitionskriterium eines Erklärvideos sei, Dinge auch ohne Vorwissen verständlich zu erklären.

Beide Transferformate durchlebten während ihrer Umsetzungsphase diese Gratwanderung zwischen wissenschaftlichem Anspruch und allgemeingültiger Verständlichkeit. Dem Vorwurf der zu starken Vereinfachung kann man die Definition der (in diesem Falle außerwissenschaftlichen) Zielgruppe entgegenhalten, die von den Wissenschaftler_innen berücksichtigt werden musste. Sebastian Lentz ergänzte, dass es wichtig ist, im Wissenstransfer „loslassen zu können“, sich vom wissenschaftlichen Duktus lösen zu können. Wissenstransferhandeln erfordere dahingehend von Wissenschaftler_innen Mut. Bei der Präsentation des Erklärvideos im Rahmen eines Gesellschaftsvortrags der HGG waren die Reaktionen auf das Video insgesamt positiv, wenngleich die Einbettung bei manchen Zuhörer_innen zu Irritationen führte, die eine klassische Vortragssituation gewohnt waren. Insbesondere das interaktive Element der offenen Fragen an das Publikum schien manche zu überraschen. Daraus kann man im VR-Kontext lernen, dass die beiden Aspekte – 1. wie man die Erwartungen des Publikums an eine GG-Veranstaltung erfüllt und 2. wie man Offenheit für andersartige Formate gewährleistet – nicht getrennt voneinander gedacht werden können.

Intergenerationelles Lernen in der Praxis der GG
Viele GG sehen sich als einen Verbund junger und älterer Mitglieder, die zusammen etwas erleben, so Sebastian Lentz. Er wollte deshalb von den Vertretern der GG wissen, welche Erfahrungen sie mit dieser Form des Lernens gemacht haben. Andreas Dittmann und Christof Ellger bestätigten, dass innerhalb des Formats „Exkursion“ das Miteinander der Generationen überhaupt kein Problem sei. Schwierig werde es eher bei Vorträgen, da hier unterschiedliche Erwartungshaltungen aufeinandertreffen können. Bei den älteren Mitgliedern der GG sind Frontalvorträge laut Dittmann ein nachgefragtes Format. Jüngere sind dagegen eine andere Form der Präsentation von Wissen gewohnt, die eher in Richtung Entertainment gehe: Die heutige Generation Studierender wolle „unterhalten werden“.

Doch wie können andersartige Formate älteren Mitgliedern nahegebracht werden? Indem das gemeinsame Lernen im Prozess als ein „Vermittlungsraum“ verstanden wird, der die Möglichkeit bietet, neue Vermittlungsformen auszuprobieren, so Lentz.

Die GG sollten sich fragen, wo sie in ihren Formaten Gelegenheiten eröffnen können, grö- ßere Mitwirkung zuzulassen. Langfristig könnte gemeinsames Lernen das Publikum der GG und ihre angebotenen Formate positiv verändern.

Das Labor Neue Vermittlungsräume
Die GG, NW und das VR-Team hatten im Projekt Neue Vermittlungsräume die Möglichkeit, in neuartigen Konstellationen Wissenstransferformate auszuprobieren und ihr Tun zu reflektieren. In erster Linie ging es nicht darum, ein „perfektes“ Format umzusetzen, sondern durch Learning by Doing neue Formen auszuprobieren, so Verena Ott.

Das im dritten VR-Workshop vorgestellte Transferformat „Webdoku – Workman on the Move“ zwischen Simon Peth und der Österreichischen Geographischen Gesellschaft (ÖGG) sowie der Heidelberger Geographischen Gesellschaft (HGG) konnte leider nicht fertiggestellt werden (siehe Protokoll des 3. Workshops). Peths Konzeptionsvorschläge seien von der Idee her interessant und zukunftsfähig gewesen, wenngleich deren Umsetzung am Ende nicht realisiert wurde. Das „Scheitern“ stellt für Sebastian Lentz einen wichtigen Teil des Lernprozesses im VR-Projekt dar: Denn es handle sich nicht um ein rein individuelles Scheitern, sondern zeige, an welche Grenzen die Förderung von Wissenstransferaktivitäten generell stoße. Trotz günstiger „Laborbedingungen“ im VR-Projekt könne der Profilierungsdruck für Nachwuchswissenschaftler_innen nicht ausgeklammert werden und im Zweifelsfalle gehe das Voranbringen der eigenen Dissertation dem Wissenstransfer vor. So auch im Beispiel von Simon Peth. Resümierend stellte die Runde fest, dass es im Transferhandeln sehr viele Unbekannte gibt. Desto wichtiger sei das Lernen über Schwierigkeiten für Wissenstransfer. Insgesamt seien die Erwartungen in Bezug auf Wissenstransfer für die Beteiligten nach drei Jahren Projektlaufzeit klarer und realistischer geworden.

 

Gruppenarbeit
Einblick in den Forschungsstand durch das VR-Team: Empfehlungen zum Problembewusstsein bei Wissenstransfer
Im zweiten Teil des Abschlussworkshops fand eine Gruppenarbeit statt, in der die Anwesenden ein weiteres Mal partizipativ eingebunden wurden, einen Einblick in die Forschungsfragen erhielten und Feedback zu den Projektergebnissen geben konnten. Zum besseren Verständnis der Forschungsperspektive erläuterte Ott, welche Rollen das VRTeam im Laufe des VR-Projektes einnahm: Einerseits war das VR-Team dafür zuständig, den Prozess anzustoßen, die Projektbeteiligten zu begleiten und in der Anbahnung, Konzeption und Umsetzung zu unterstützen; andererseits war das VR-Team aber auch in der Beobachterperspektive, erhob Daten, dokumentierte und wertete Fragen zu Wissenstransfervorgängen aus. Diese unterschiedlichen, in der Praxis abwechselnd stattfindenden Modi prägten das Arbeiten des VR-Teams.

Die vorläufigen Ergebnisse des VR-Projektes legte das VR-Team in Form von „Empfehlungen zum Problembewusstsein bei Wissenstransferprozessen“ vor. Die Teilnehmenden waren eingeladen, die Empfehlungen, die Nachwuchswissenschaftler_innen, Geographische Gesellschaften und Projektleiter_innen adressierten, in einer Gruppenarbeit zu diskutieren. Die Anwesenden teilten sich frei in die beiden Gruppen Nachwuchswissenschaftler_innen und Geographische Gesellschaften ein und bearbeiten die vorgestellten Punkte.

Arbeitsgruppe Nachwuchswissenschaftler_innen
Gemählich stimmte der Empfehlung zu, für Wissenstransfervorhaben eher „kleinere“ Dimensionen zu denken, da in der Umsetzung immer mehr Aufwand nötig wird, als zuvor angenommen. Auch Lenz bestätigte den hohen Aufwand, insbesondere für das Testen und Anpassen des Wissenstransferformats hinsichtlich seiner Verständlichkeit.
Moser stellte die Frage, wer den Entwicklungsprozess der Wissenstransferformate in Zukunft begleiten, wer die Rolle des Förderers außerhalb eines Projekts wie Neue Vermittlungsräume einnehmen könne. Sie verwies auf eine mögliche zentrale Rolle der Projektleitung und eine Mentorenrolle der GG. Durch die Kooperation zwischen GG und NW könnten Synergien genutzt werden: Beide profitieren von der gegenseitigen Befruchtung durch ein professionelles Netzwerk, der Möglichkeit zum gemeinsamen Erlernen neuartiger Wissenstransferformate sowie von Austausch und Feedback. Sie stellte heraus, dass erst die GG den institutionellen Rahmen bilden, um Synergien nutzbar zu machen. Eine solche Kooperation würde zugleich das Problem der Verjüngung der GG in ihrer Vereinsstruktur angehen. Eine andere Möglichkeit, das studentische Engagement innerhalb der Vereinsarbeit zu fördern, besteht darin, einen Sitz im Vorstand der GG für einen Studierenden zu reservieren. Die GG in der Schweiz nutzen diese Option schon seit Längerem.

Wissenstransfer in der akademischen Praxis
Im bisherigen Reputationssystem der Hochschulen werden häufig forschungsbezogene Aktivitäten („noch ein Interview mehr“) im direkten Vergleich Wissenstransfervorhaben vorgezogen, so die anwesenden NW. Das zeigt sich auch in einer unzureichenden Planung von Wissenstransferformaten, welche den ohnehin schon großen Druck auf NW zusätzlich noch erhöht.

Gleichzeitig jedoch sehen viele NW im Transfer die fundamentale Aufgabe der Wissenschaft, sich gegenüber der Gesellschaft zu legitimieren.

Nachhaltigkeit von Transferformaten
Die im VR-Projekt umgesetzten Transferformate haben eine hohe Qualität, weil sie in Kooperation mit professionellen Partner_innen oder Agenturen entstanden sind. Außerdem können sie in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden. Beides zusammen bedingt die Nachhaltigkeit der Transferformate. Daher relativiert sich der Erstaufwand, wenn man z. B. die Weiterverwendung in der universitären Lehre berücksichtigt.

Ein weiterer Aspekt der „Nachhaltigkeit“ ist, dass Wissenstransfer die Karrieremöglichkeiten erweitert. Mit den Erfahrungen aus einem WT-Projekt qualifizieren sich NW beispielsweise für einen Job in einer NGO. Die WT-Formate sind eine sehr gute Referenz für eine mögliche Bewerbung außerhalb des Wissenschaftssystems, z. B. im Bereich der Wissenskommunikation.

Lessons Learned der NW
Schon im Forschungsprojektantrag sollte es konkrete Aussagen darüber geben, wieviel Ressourcen im Projekt für WT eingeräumt werden sollen. Dadurch werden WT-Projekte für NW in Hinsicht auf Zeit und Kosten planbarer. In einem nächsten Schritt ist es wichtig, Wissenstransfervorhaben in „kleineren“ Dimensionen zu denken, da in der Umsetzung immer mehr Aufwand nötig wird, als zuvor angenommen. Vor allem der Aufwand für das Testen und Anpassen des Wissenstransferformats hinsichtlich seiner Verständlichkeit ist sehr hoch. Außerdem ist es wichtig, verstärkt Weiterbildungsmöglichkeiten für NW anzuregen, die Wissenstransfer machen möchten. Methodenworkshops in Graduiertenkolloquien sind dafür z. B. ein passender Ort.

Arbeitsgruppe Geographische Gesellschaften
Möglichkeiten für bessere Netzwerkarbeit
Um die Netzwerkarbeit Geographischer Gesellschaften zu verbessern, wurden verschiedene Möglichkeiten angesprochen: Eine davon ist, Kooperationen mit anderen Instituten und Vereinen zu suchen, z. B. die verschiedenen Gesellschaften zum interkulturellen Austausch (Deutsch-Griechische-Gesellschaft etc.). Eine andere Möglichkeit die Netzwerkarbeit der GG untereinander zu fördern, kann der gegenseitige Austausch von Beiträgen für die jeweiligen Jahresberichte sein. Eine verbesserte Netzwerkarbeit kann zudem helfen, die Sichtbarkeit der GG in der Öffentlichkeit zu stärken. In diesem Zusammenhang wurde die Vergabe von Ehrenmitgliedschaften genannt. In dieselbe Richtung zielt die Möglichkeit, Veranstaltungen mit anderen Fachdisziplinen anzubieten, z. B. „Literatur und Geografie“. Auf diese Weise bekommen die GG Zugang zu Medien, die ihnen sonst verwehrt bleiben würden, z. B. das Feuilleton der Lokalzeitung.

Potenziale beim Aufbau des Gesellschaftsprogramms
Um Mitglieder zu gewinnen und ein interessiertes Publikum anzuziehen, ist ein Gesellschaftsprogramm wichtig, welches auf dieses Publikum abgestimmt ist und diesem vor allem neue Anreize und Impulse gibt. Das fängt schon bei der Auswahl der Vortragenden an. Dafür gibt es eine online verfügbare Referentenliste, auf die GG zugreifen können. In einem Stimmungsbild unter den Anwesenden wurde deutlich, dass diese von einigen als hilfreich empfunden wird, oftmals greifen Organisator_innen aber auch auf persönliche Netzwerke und Empfehlungen von Kolleg_innen zurück. Gute Erfahrungen wurden mit Vorträgen gemacht, die sich mehr auf das Regionale und somit auf das unmittelbare Lebensumfeld des jeweiligen Publikums beziehen, z. B. wenn aktuelle Stadtthemen aufgegriffen werden („Geographie vor Ort“).

Einsatz neuer Medien in kleinen Schritten
Die vom VR-Team in die Diskussion gebrachte Empfehlung, den Rückstand im Einsatz neuer Medien aufzuholen, war bei den Vertretern der Geographischen Gesellschaften umstritten. Eine Befürchtung diesbezüglich lautete: „Sobald man digital was macht, muss man es immer machen.“ Das Problem bestehe darin, dass es keine Gelder gebe, um jemanden zu bezahlen, der regelmäßig digitale Inhalte pflegt. Hierzu gab es vom VR-Team die Empfehlung, dieses Problem in kleinen Schritten zu lösen, z. B. indem auf E-Mail-Einladungen zu einem Vortrag auf die Facebook-Seite der GG verlinkt wird. Das Netz ist selbstständig, das heißt, kursieren Informationen erstmal in den sozialen Medien, ist kein Arbeitsmehraufwand mehr damit verbunden. Nützlich kann es auch sein, Studierende in die Vortragstätigkeit einzubinden, z. B. in dem Format „von Studenten, für Studenten“. Wenn es Mitglieder gibt, die affin in Bezug auf Neue Medien sind, könnten diese derartige Aufgaben übernehmen, so ein weiterer Vorschlag.

 

Ausblick
Der Abschlussworkshop beschließt die Zusammenarbeit und Mitwirkung der Projektpartner_innen im VR-Projekt. Aus der gemeinsamen Problemdiagnose- und Bestandsaufnahme am Anfang des Projekts konnten die Projekt_partnerinnen ihr Bewusstsein für Wissenstransfer schärfen und gleichzeitig konkrete Wissenstransferformate kreieren. Die Workshop-Teilnehmer_innen haben die im Projektverlauf gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen im Abschlussworkhop kommentiert und evaluiert. Die Ergebnisse werden in eine Abschlusspublikation münden.

Ziel der Publikation wird es sein, den Beteiligten sowie erweiterten Zielgruppen aus Geographischen Gesellschaften, Nachwuchswissenschaftler_innen, Projektleiter_innen und anderen Akteuren des Wissenstransfers die Lessons Learned aus dem VR-Projekt zur Verfügung zu stellen und sie von den Erfahrungen profitieren zu lassen.

In Form von „Handlungsempfehlungen zum Problembewusstsein beim Wissenstransfer“ (Arbeitstitel) werden typische Situationen im Kontext von Wissenstransferaktivitäten gezeigt, in einen größeren Kontext eingeordnet und Empfehlungen für Lösungswege angeregt. Mit der Publikation will das VR-Team für Problematiken beim Wissenstransfer sensibilisieren. Die „Handlungsempfehlungen zum Problembewusstsein beim Wissenstransfer“ sollen in einer zeitgemäßen Form veröffentlicht werden, die im Wissenstransfer aktive Akteure direkt anspricht. Die Fertigstellung der Publikation ist bis zum Projektende (31. Juli 2017) geplant. Hierüber wird das VR-Team die Beteiligten selbstverständlich informieren.

zum Anfang der Seite

Weitere Protokolle und Informationen zum Thema Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften finden Sie hier .

Alle Inhalte dieses Hinweises sind urheberrechtlich geschützt. Copyright: https://www.ifl-leipzig.de/