Vortragsprogramm im Wintersemester 2024/25

Die neue Politische Geographie von Stadt und Land

In den vergangenen Jahren haben geographische Vorstellungen von Stadt und Land eine Politisierung erfahren, die beispielsweise in Europa und Nordamerika zu Protestbewegungen geführt und Wahlentscheidungen beeinflusst haben.  Diese räumlichen Konfigurationen und Zuschreibungen bilden damit eine neue „innere Geopolitik“ (Lacoste) mit weitreichenden Einflüssen auf Meinungsbildung und Wahrnehmungen der politischen Landschaft. Das Vortragsprogramm der Geographischen Gesellschaft in Hamburg im kommenden Wintersemester will mit einigen Beiträgen diese Thematik näher beleuchten und vor allem den Stellenwert der Kategorien Stadt und Land im politischen Raum klären. Dabei soll der ländliche Raum im Vordergrund stehen, da dieser im bisherigen Diskurs mit Beschreibungen der Benachteiligung, des Abgehängtseins oder des Vergessens belegt wurde. Folgende Veranstaltungen sind geplant.Vortragsprogramm im WS 2024/25:

5.12.2024 18:00 Geomatikum R. 740

Die neue Politische Geographie von Stadt und Land: Einführung in die Vorlesungsreihe
Prof. Dr. Jürgen Oßenbrügge, Univ. Hamburg

Im Anschluss: Gemütliches Mitgliedergespräch mit Getränken


9.1.2025 17:00 Geomatikum H1

Mitgliederversammlung der GGH

9.1.2025 17:00 Geomatikum H2

„Provinzialität“: mit Adorno aufs Land
Prof. Dr. Bernd Belina, Univ. Frankfurt

Im Vortrag wird rekonstruiert, was Theodor W. Adorno unter „Provinzialität“ versteht: eine tendenziell in ruralen Räumen stärker als in urbanen Räumen verbreitete unreflektierte Geisteshaltung, die aufgrund der Vergesellschaftung auf dem Land bzw. aufgrund ideologischer Erinnerungen an ebendiese apodiktisch das Eigene gegen das Fremde und das Sesshafte gegen das Mobile setzt. Mit dieser Begriffsbestimmung werden ländliche Räume nicht mit Unreflektiertheit und Autoritarismus gleichgesetzt, es wird aber begründet, aufgrund welcher Vergesellschaftungs- und ideologischer Formen diese Defizite auf dem Land eher anzufinden sind als in der Stadt. Auch wird keine klare Trennung von rural und urban unterstellt, weil alle Räume und Vergesellschaftungsformen von der Tauschgesellschaft überformt sind. Abschließend werden im Vortrag Charakteristika des Landlebens heute und hierzulande identifiziert, die „Provinzialität“ befördern.


30.1.2025 18:15 Geomatikum H2

Das Dorf als politischer Ort: Politiken der Idylle und Mikrotopologien der Macht
Prof. Dr. Florian Dünckmann, Univ. Kiel

Der Vortrag thematisiert die vielschichtigen politischen Dimensionen ländlicher Lebenswelten. Obwohl das Dorf oft als unpolitischer, idyllischer Ort wahrgenommen wird, zeigt sich, dass das Reden von der „ländlichen Idylle“ selbst einen tiefen politischen Gehalt hat. Gleichzeitig werden die lokalen Machtverhältnisse, Konflikte und Mikropolitiken in Dörfern sichtbar, die dem gängigen Bild des unpolitischen Landlebens widersprechen. Diese Spannung zwischen Idylle und Mikropolitik beleuchtet der Vortrag und untersucht, dass sich im Dorf verschiedene politische Narrative, Kräfte und Machtstrukturen überlagern.