Billebogen-Atlas – Ermittlungen zu einem urbanen Transformationsraum

Billebogen-Atlas – Ermittlungen zu einem urbanen Transformationsraum

Geschichte und Perspektiven eines Chancenraums


Buchpräsentation und Ausstellungseröffnung
Freitag, 19.05.2017, 18 Uhr mit einem Grußwort von Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg
Galerie A.TE.M. in der Alten Bananenreiferei Brandshof, Billhorner Röhrendamm 16, 20539 Hamburg

Die Ausstellung ist vom 20. bis 28.05.2017 täglich von 16 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt frei

Finissage
Sonntag, 28.05.2017, 18 Uhr: „Rothenburgsorter Impressionen“
Szenische Collage von Christiane und Uwe Heidler
Live am Klavier: Daniel Stickan
Galerie A.TE.M., Eintritt frei


Ein neues Buch verleiht einem vielen Hamburgern weitgehend unbekannten Stadtraum Gestalt und zeigt sein Potenzial: Der Billebogen-Atlas bietet Einblick in die faszinierende Vielfalt und wechselvolle Entwicklung des Gebiets zwischen Elbbrücken und Billebecken. Bisher wird das Areal am Auftakt der inneren Stadt, wenn man die Elbbrücken von Süden kommend passiert hat, meist nur flüchtig wahrgenommen. Vielen gilt es als bloßer Transitraum in Richtung City, HafenCity oder zum Hamburger Osten. Dass es sich in Wahrheit um einen Stadtraum mit vielen interessanten, äußerst heterogenen Orten handelt, dokumentiert das von der städtischen Billebogen Entwicklungsgesellschaft & Co. KG (BBEG) herausgegebene Buch. Der Billebogen-Atlas zeigt zugleich, dass es sich in zentralen Bereichen um einen „lauten“, von Verkehrsimmissionen stark belasteten Ort handelt, der an die Stadtentwicklung besondere Herausforderungen stellt: Wie bringt man die Interessen von Unternehmen und Bewohnern, Themen der Infrastrukturentwicklung, aber auch der qualitätsvollen Freiraumentwicklung in Einklang? Der Billebogen-Atlas schärft die Wahrnehmung für diese Fragen und zeigt mögliche Antworten auf, ohne einer konkreten Planung vorgreifen zu wollen.

Seit 2015 auf Basis einer professionellen Grundlagenermittlung und im Dialog mit verschiedenen Akteuren im Rahmen einer Begleitgruppe entstanden, bündelt die Publikation auf 112 Seiten erstmals systematisch alle Informationen zum Stadtraum und arbeitet seine Geschichte als Teil des Bezirks Hamburg Mitte und als westlicher Teil von Rothenburgsort seit Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Aber auch die Gegenwart wird auf rund 200 Fotos, Plänen und Karten sowie in Begleittexten anschaulich dargestellt. Die BBEG, eine Tochter der HafenCity Hamburg GmbH, wurde im Rahmen des Programms „Stromaufwärts an Elbe und Bille“ mit der Entwicklung des Billebogens betraut, der sich über eine Gesamtfläche von etwa 79 Hektar mit überwiegend privaten Grundstücken und großen öffentlichen Verkehrsflächen erstreckt. Die BBEG verfügt über rund 20 Hektar Grundstücksfläche als Ausgangspunkt der Entwicklung.

Gemeinschaftliches Nachdenken über einen besonderen Chancenraum

„Der Billebogen-Atlas liefert eine gemeinschaftliche Wahrnehmungs- und Wissensgrundlage für Diskussion über die Zukunft des Gebiets“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der BBEG, Prof. Jürgen Bruns-Berentelg. Die umfassende Bestandsaufnahme bilde die unabdingbare Voraussetzung für strategische Planungen, zugleich aber auch eine Dialogebene. „Dies ist umso wichtiger, als die Unterschiedlichkeit der Orte im Billebogen eine große übergreifende Strategie, die jeden Ort gleich behandelt, verbietet. Der Billebogen-Atlas bereitet die Grundlage einer handlungsorientierten ,Bottom up-Planung’, die keinen umfassenden Masterplan verträgt oder gar erfordert. Er ist eine Einladung an alle Bewohner, Beschäftigten und Interessierten, gemeinschaftlich über diesen besonderen Chancenraum in Rothenburgsort weiter nachzudenken“, betont Prof. Bruns-Berentelg.

Urbane Produktion schafft Arbeitsplätze

Vor diesem Hintergrund erlaubt der Billebogen-Atlas eine Annäherung an die verschiedenen Orte und bietet am Ende einen Ausblick auf Schwerpunkte der Transformation. Dazu gehört der Neue Huckepackbahnhof, ein früherer Rangierbahnhof zwischen Billhorner Brückenstraße und Billstraße, als großes zentrales Grundstück. Der 10,8 Hektar umfassende Neue Huckepackbahnhof ist aufgrund seiner starken Lärmbelastung und seiner innenstadtnahen Lage als innovativer, verdichteter Produktionsort prädestiniert. Er hat das Potenzial, in zentraler Lage die Wertschöpfungskette der Stadt zu stärken, ihren Branchenmix zu diversifizieren und die Freie und Hansestadt bei zukunftsweisenden Trends im sich entwickelnden Feld der Urbanen Produktion zu positionieren. Es handelt sich also keineswegs einfach um ein weiteres Gewerbegebiet, sondern um ein neuartiges Konzept der „gestapelten Produktion“, eingebettet in eine besondere Infrastruktur mit Erschließung auf zwei Ebenen. Ein zentrales Ziel ist, eine hohe Zahl von hochwertigen Arbeitsplätzen zu schaffen – im Endausbau ist auf dem Neuen Huckepackbahnhof mit 2.500 bis 3.000 Arbeitsplätzen zu rechnen. Den Anfang machen die Werkstätten sowie der Kulissen-, Kostüm-, und Maskenfundus der Hamburgischen Staatsoper. Beide werden im Herbst 2017 und Sommer 2018 in zwei Phasen in einen Neubau auf dem Standort übersiedeln.

Bessere Anbindung und Vernetzung für ganz Rothenburgsort

„Für den Erfolg des Neuen Huckepackbahnhofs, wie auch von vielen anderen Teilarealen des Billebogens, ist es entscheidend, die Anbindung und Erschließung deutlich zu verbessern“, ergänzt Prof. Bruns-Berentelg. Besonders die Verknüpfung, insbesondere mit der direkt benachbarten, heranwachsenden HafenCity, solle gestärkt werden. Hierzu wurde für den Neuen Huckepackbahnhof ein neues multiples Erschließungskonzept entwickelt, das die Arbeitsplätze gut erreichbar macht und verträglich in die Umgebung integriert. Ein weiterer Treiber dafür ist die Infrastrukturentwicklung an den Elbbrücken mit der gleichnamigen U- und S-Bahn-Station ab 2018 sowie die geplante Feinerschließung zwischen Rothenburgsort und der HafenCity über zwei Fahrrad- und Fußgängerbrücken. Im Nordosten des Neuen Huckepackbahnhofs erfährt der S-Bahnhof Rothenburgsort voraussichtlich 2019 eine Sanierung, Fußgänger- und Fahrradwege sowie Busverbindungen ergänzen das Netzwerk.

Mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität

An einer der meistbefahrenen Straßen Hamburgs, der Billhorner Brückenstraße, zeichnen sich Perspektiven für eine höhere Lebens- und Aufenthaltsqualität ab: „Die in den 1960-er Jahren als „Autobahnohren“ angelegten Auffahrten auf die Bundesstraßen B 4 und B 75 lassen sich – unter Erhalt der verkehrlichen Effizienz – mit erheblichem städtebaulichen Gewinn wenigstens zum Teil zurückbauen“, so Prof. Bruns-Berentelg. Der Raum um die Billhorner Brückenstraße könnte so eine neue räumliche Fassung und einen neuen Charakter des Stadteingangs erhalten. In die künftige Bebauung der frei werdenden Flächen ließen sich an den lärmabgewandten Seiten des Autobahnkleeblatts potenziell sogar Wohnungen integrieren. Bestehende Wohnlagen würden an verschiedenen Stellen besser geschützt. Die Entwicklung von Wohnraum spielt aufgrund der hohen Lärmimmissionen im Billebogen insgesamt aber eine untergeordnete Rolle, im Vordergrund steht das Schaffen von gut erreichbaren, hochwertigen Arbeitsplätzen.
Nicht zuletzt können zusätzliche Grün- und Freizeitqualitäten stärker erschlossen werden. Der Billebogen liegt in einer Flusslandschaft zwischen Elbe und Bille, die bisher an vielen Stellen kaum erfahrbar ist. Frei zugängliche Uferstreifen mit Promenaden, besonders am südlichen Billebecken, und insgesamt ein verbesserter Zugang zum Wasser gehören daher ebenso zu den Schwerpunkten der Transformation wie die Realisierung einer Grünverbindung in Nord-Süd-Richtung, der Alster-Bille-Elbe-Grünzug.

Herausgeber
Jürgen Bruns-Berentelg/ Marcus Menzl/ Hape Schneider/ Henrike Thomsen
112 Seiten mit 200 Abbildungen, gebunden
ISBN: 978-3-00-056430-7

Verfasser (Planwerk und Grundlagenermittlung)
claussen-seggelke stadtplaner
melchior + wittpohl Ingenieurgesellschaft
steg Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg

Fotografie
Bina Engel, Markus Dorfmüller, Miguel Ferraz

Historische Pläne und Fotos
Sammlung claussen-seggelke, Staatsarchiv, Stadtteilarchiv Hamm

Schutzgebühr
€ 19,60

Erhältlich ab 19.05.2017
im HafenCity Informationszentrum Kesselhaus (Am Sandtorkai 30, 20457 Hamburg) und im
Nachhaltigkeitspavillon Osaka9 (Osakaallee 9, 20457 Hamburg);
vom 19. bis 28.05.2017 auch in der Galerie A.TE.M.

Der Wald im Norden – Wald & Holz Aktionstag in Norderstedt

Der Wald im Norden – Wald & Holz

Aktionstag in Norderstedt

 

Am 14. Mai 2017 vermitteln über 60 Aussteller zum Abschluss der Aktionswoche Wald im Stadtpark Norderstedt von 10 bis 18 Uhr anschaulich und handgreiflich Wissenswertes über den Wald, seine Bewohner und sein Holz. Die ganze Familie kann bei vielen Mitmachaktionen, bei spannenden Vorführungen und an zahlreichen Informationsständen den Wert des Waldes und seine Bedeutung für uns und die zukünftigen Generationen unmittelbar erleben Der Eintritt ist frei.

Vor den Toren Hamburgs wird an diesem Tag gezeigt, welche Bedeutung der Wald auch für die Stadtbevölkerung hat. Als Ort der Ruhe und Besinnung liefert er einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Stabilität von Menschen, er ist Lebensraum und Rückzugsort vieler Tiere und Pflanzen und gleichzeitig Rohstofflieferant für eine vielfältige Produktpalette.

Rüdiger Nehberg unterstützt als Waldbotschafter diesen Aktionstag. Er wird von seinen Erfahrungen aus Wüsten und Regenwälder berichten und den Stellenwert jedes noch so kleinen Waldstückes und jedes einzelnen Baumes begreiflich machen.

Der Stadtpark Norderstedt ist mit folgenden öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: U-Bahn-Linie U1 des HVV aus Hamburg oder AKN-Linie A2 aus Schleswig-Holstein bis Norderstedt Mitte, von dort mit der Bus-Linie 293 in wenigen Minuten bis Stadtpark oder Theodor-Storm-Straße.

Veranstalter des Aktionstages Wald & Holz ist der Landesbeirat Forst- und Holzwirtschaft des Landes Schleswig-Holstein und der Freien und Hansestadt Hamburg. Er wird unterstützt vom Verein Forst und Holz e.V. Viele weitere Partner werden zum Gelingen der Veranstaltung beitragen.

Weitere Informationen über den Aktionstag finden Sie unter: www.aktionstag-wald-holz.de

Hamburg in Europa: Veranstaltungstipps im Rahmen der Europawoche 2017

Hamburg in Europa Veranstaltungstipps im Rahmen der Europawoche 2017

Veranstaltungstipps im Rahmen der Europawoche 2017

 

  • 10.05.2017 | 18:00 – 21:00 Uhr: Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Europawoche: Rechte von Akteur_innen in einer globalisierten Stadt
    Während der Anteil der städtischen Bevölkerungsteigt, geht der Anteil der auf dem Land Wohnenden zurück. Parallel dazu entwickeln sich Städte zu Knotenpunkten innerhalb eines Netzwerkes aus Metropolen, aus dem neue wirtschaftliche, kulturelle und soziale Beziehungen erwachsen. Die Diskussionsveranstaltung wirft die Frage auf, wie sich das Verhältnis von Stadt und Staat in Zukunft gestalten wird. Welche Auswirkungen hat das Konzept „Staatsbürgerschaft“ auf die sich in Bewegung befindlichen Akteur_innen und welche Rolle spielt dabei Teilhabe? Über diese Themen wird Bernd Krösser (Staatsrat der Innenbehörde) mit Akteur_innen aus der Wirtschaft, der Arbeitnehmendenvertretung, der Wissenschaftund der Zivilbevölkerung diskutieren.
    HCU HafenCity Universität – Überseeallee 16 – 20457 Hamburg
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  • 12.05.2017 – 14.05.2017: Führungen im Rahmen der Europawoche: „Der Energieberg Georgswerder, ein EFRE-Projekt“
    Die ehemalige Deponie Georgswerder wurde im Rahmen eines EFRE-geförderten Projektes zu einem regenerativen Energieberg und Ausflugsziel für Umweltinteressierte und für die Bewohner der benachbarten Stadtteile umgebildet. Im Zuge der Europawoche werden Führungen angeboten: am Freitag, 12. Mai 2017, um 15:30 Uhr, am Samstag, 13. Mai 2017, um 13:30 Uhr und um 15:30 Uhr sowie am Sonntag, 14. Mai 2017, um 13:30 Uhr und 15:30 Uhr.
    Energieberg Georgswerder – Fiskalische Straße 2 – 21109 Hamburg
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  • 12.05.2017 | 18:00 Uhr: Informationsveranstaltung im Rahmen der Europawoche: „Smart City Partizipation Bergedorf“
    Was ist eigentlich eine „Smart City“, eine intelligente Stadt? Eine einheitliche Definition gibt es bisher nicht, sicher ist aber: eine Antwort und die erste Beteiligungsmöglichkeit wird es im Rahmen des Projektes mySMARTLife geben, das sich an diesem Abend in Bergedorf vorstellt.
    Projektbüro mySMARTLife Bergedorf – Stuhlrohrstraße 10 – 21029 Hamburg
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  • 16.05.2017 | 19:30 Uhr: Veranstaltung im Rahmen der Europawoche: „Bericht von einer Reise nach Malta zum Thema Flucht und EU-Außengrenzen“
    Besonders die Mittelmeerstaaten waren seit Anfang der 2000er Ziel von Booten, auf denen sich hunderte Menschen vor zerstörten Lebensgrundlagen, Verfolgung und Krieg retten wollten. Wie viele dabei den Tod im Mittelmeer fanden, ist schon nicht mehr zählbar. Ein Abend mit Bericht von einer Reise nach Malta zum Thema Flucht und EU-Außengrenzen.
    Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW Hamburg) – Berliner Tor 5 – 20099 Hamburg
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  • 16.05.2017 | 18:00 – 22:00 Uhr: Lange Nacht der Konsulate im Rahmen der Europawoche
    Am Dienstag, 16. Mai 2017, öffnen zum sechsten Mal die Konsulate und Kulturinstitute ihre Türen für interessierte Besucherinnen und Besucher. Von 18 bis 22 Uhr erleben Sie bei Vorträgen, Bilderreisen, Kulturdarbietungen und kulinarischen Köstlichkeiten eine Reise um die Welt. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen zum Programm in den einzelnen Konsulaten finden Sie unter www.hamburg.de/lange-nacht-der-konsulate/ sowie im ausgelegten Programmflyer.
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    Für Interessierte: Hier finden Sie weitere Informationen und Veranstaltungen zur Europawoche 2017.

    Alle Inhalte dieses Hinweises sind urheberrechtlich geschützt. Copyright: http://www.hamburg.de/europawoche/8384116/europawoche-2017/

Exkursionen und Spaziergänge: Hamburg – Grüne Metropole am Wasser e. V.

Hamburg – Grüne Metropole am Wasser e. V.

lädt im Jahr 2017 zu folgenden Exkursionen ein:

 

Mit der Barkasse vom Anleger Hammerbrook ins Kanalsystem der Bille

Erkundung und Spurensuche in einer weithin unbekannten wasserbezogenen Stadtlandschaft Hamburgs. Referate zur Geschichte, gegenwärtigen Nutzung und künftigen Entwicklung des Gebietes von ausgewiesenen Fachleuten während der Fahrt.
Abfahrt vom Anleger Mittelkanal unterhalb der S-Bahn-Station Hammerbrook.

Termin: Freitag, 12. Mai 2017, 15.00 Uhr
Fahrgäste: 55 Personen in der Reihenfolge der Reservierungen
Getränke: an Bord, Selbstbedienung und Selbstzahlung
Teilnahmegebühr: 18 €


Mit dem Alsterdampfer vom Jungfernstieg bis Ohlsdorf

Referate von ausgewiesenen Fachleuten während der Fahrt zur Gestaltung der kanalisierten Alster nach den Ideen von Lichtwark, Schumacher und Linne.
Abfahrt vom Anleger Jungfernstieg.

Termin: Freitag, 22. September 2017, 15.00 Uhr
Fahrgäste: 75 Personen in der Reihenfolge der Reservierungen
Getränke: an Bord, Selbstbedienung und Selbstzahlung
Teilnahmegebühr: 16 €

 
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Für Informationen zu den Elb-Spaziergängen beachten Sie bitte das Programm als PDF.

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Anmeldung
Bei der Patriotischen Gesellschaft von 1765
Trostbrücke 4-6
20457 Hamburg
Telefon 36 66 19
Telefax 37 80 94
E-Mail info@patriotische-gesellschaft.de

Die Teilnahmegebühr ist nach der Anmeldung auf das Vereinskonto zu überweisen. Mit der Überweisung wird die Reservierung verbindlich. Eine schriftliche Bestätigung erübrigt sich damit.

Kontonummer 1 280 364 066
Hamburger Sparkasse
BLZ 200 505 50
IBAN DE15200505501280364066

5. Norddeutscher Schulgeographentag in Hamburg 24. und 25.03.2017

5. Norddeutscher Schulgeographentag in Hamburg 24. und 25.03.2017

Naturgewalten: faszinierend und bedrohlich zugleich

 

Programmablauf Freitag, 24. März 2017
08:30 Uhr Öffnung des Tagungsbüros (Foyer)
08:30
bis 15:30 Uhr
Ausstellung der Verlage Westermann, Klett, alpetour (Museum)
10:00 Uhr Begrüßung (Prof. Graener – MIN Dekan, Prof. Böhner – FB Geowiss.,
Herr Hoffmann – 1. Vors. VDSG e.V. (H1)
10:30
bis 11:15 Uhr
Naturgefahren – Ursachen, Wirkungen und Vorsorgemaßnahmen
(Prof. Bork, CAU Kiel) (H1)
11:15
bis 11:45 Uhr
Kaffeepause (Foyer, Museum)
11:45
bis 12:30 Uhr
Hawaii – Werden und Vergehen einer vulkanischen Inselwelt
(Prof. Hassenpflug, CAU Kiel) (H1)
12:30
bis 14:30 Uhr
Mittagspause (Foyer, Museum, Mensa, extern)
14:30
bis 15:15 Uhr
„Das Ende der Ozeane“ – Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden
(Prof. Latif, Kiel) (H1)
15:30
bis 16:30 Uhr
8 Arbeitskreise (1. Runde) (H1, H2, H3, H4, H5, H6, 838, 740, 532a)
16:30
bis 17:00 Uhr
Kaffeepause, Wechsel der Arbeitskreise (Foyer, Flure)
17:00
bis 18:00 Uhr
9 Arbeitskreise (2. Runde) (H1, H2, H3, H4, H5, H6, 838, 740, 531, 532a)

 

Arbeitskreise – 1. Umlauf: 15:30 bis 16:30 Uhr

 

Nr. Thema Referent(en) Raum Anmeldungen
01 Naturtourismus – Chancen und Herausforderungen Dr. Nadine Scharfenort H2 12
03 Mehr Meer an Schleswig-Holsteins Küsten?
Ein Unterrichtsversuch in Kl. 10
Anne Ohndorf 532a 8
04 Mit dem Klimawandel schwimmen – floating homes and cities –
Unterrichtsversuch in der SII
Verena Reinke H5 21
05 Klimaflüchtlinge – Klimawandel
/ Umweltzerstörung als Migrationsursache
Prof. Oßenbrügge / Prof. Scheffran H1 46
06 Auswirkungen von Naturkatastrophen auf
Kulturen und Kultur-Landschaften
Prof. Sauerwein 740 21
07 Gefahren aus dem Weltall Dr. Wolfgang Gerber 531 10
08 Niederlande – Land unter? Vorschläge und Materialien
zur unterrichtlichen Umsetzung in SI und SII
Eberhard Ninow / Klemens Rinklake H6 24
09 Wenn Grönlands Gletscher schmelzen
– Lebenswelten am Rande der Ökumene
Prof. Venzke H4 31
10 „Mein Unterricht ist fachlich und persönlich relevant!“
Praxisanregungen zum Stellenwert der
geographischen Basiskonzepte
K. W. Hoffmann 838 16
11 Naturgewalten und -katastrophen:
Anregungen zur unterrichtlichen Behandlung
Dr. Dirk Felzmann H3 15


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Protokollveröffentlichung: Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften –neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

„Abschlussworkshop“ im Projekt Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften

 

Teilprojekt „Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR)

30. Januar 2017 10.00 – 16.00 Uhr, Strohsackpassage, Nikolaistraße 6–10, Leipzig, Raum 5.55

Protokoll VR-Team

Teilnehmende
Dr. Josef Aistleitner Innsbrucker Geographische Gesellschaft
Elisabeth Bäschlin Geographische Gesellschaft Bern
Arvid Brinksmeier IfL Leipzig
Prof. Dr. Andreas Dittmann Gießener Geographische Gesellschaft und
Obmann derGeographischen Gesellschaften
Dr. Christof Ellger Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin
Andreas Gemählich Universität Bonn
Jörg Kosinski IfL Leipzig
Prof. Dr. Sebastian Lentz IfL Leipzig
Regina Lenz Universität Heidelberg
Hon.-Prof. Dr. Otti Margraf Geographische Gesellschaft Leipzig
Dr. Jana Moser IfL Leipzig
Dr. Robert Musil Österreichische Geographische Gesellschaft Wien
Verena Ott IfL Leipzig

 

Projektinformationen
Titel: Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften. Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen, Bearbeitung: Sebastian Lentz, Jana Moser, Jörg Kosinski, Verena Ott, Karen Rauh (Leibniz-Institut für Länderkunde), Kooperationspartner: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Praxispartner: Geographische Gesellschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz Laufzeit: 02/2014–07/2017, Projektförderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung. Weitere Informationen: www.ifl-leipzig.de

Einleitung
Am 30. Januar 2017 lud das Projektteam „Neue Vermittlungsräume in Geographie und Raumwissenschaften – neue Medien und intergenerationelles Lernen“ (VR) Projektpartner_innen der Geographischen Gesellschaften (GG) und Nachwuchwuchswissenschaftler_innen (NW) zum „Abschlussworkshop“ ein. In Leipzig trafen sich die Beteiligten, um fertige Transferformate vorzustellen, einen Einblick in deren Entwicklungsprozess zu geben und den Prozess zu evaluieren. Des Weiteren bot der Workshop die Gelegenheit, die Ergebnisse des Projektes zusammenzufassen und sich über die Lessons Learned in der Entwicklung der Wissenstransferformate auszutauschen.

Das VR-Team bedankte sich bei allen Projektbeteiligten für ihr Engagement und ihre Bereitschaft, sich auf das Experiment Neue Vermittlungsräume einzulassen. Jörg Kosinski führte auf, was im Projekt VR erreicht wurde: drei Wissenstransferformate sind (fast) fertig (ein Erklärvideo, eine interaktive Infografik, eine Smartphone-gestützte Schnitzeljagd), die Beteiligten haben sich auf vier gemeinsamen Projektworkshops ausgetauscht, vier Gruppendiskussionen und weitere Interviews wurden ausgewertet. Insgesamt waren 47 Personen am Projekt in unterschiedlicher Form beteiligt, die aus 26 unterschiedlichen Orten mitgewirkt haben.

 

Präsentation der fertigen Transferformate
Andreas Gemählich und die Innsbrucker Geographische Gesellschaft (IGG): Rückblick auf IGG-Workshop und Vortrag „Die Welt durch die Blume“; interaktive Infografik
Der Nachwuchswissenschaftler Andreas Gemählich stellte sein zweiteiliges Wissenstransferformat vor, dass er im Prozess umgesetzt hatte: Es besteht zum einen aus einem Workshop und anschließendem Vortrag und zum anderen aus einer interaktiven Infografik (www.fair-roses.org), in die Ergebnisse von Workshop und Vortrag einflossen. Ziel der Formate war die allgemeinverständliche Vermittlung seines komplexen Forschungsthemas, das im Kontext des internationalen Blumenhandels angesiedelt ist. Der Workshop mit dem Titel „Die Welt durch die Blume – globale Verflechtungen verstehen“ fand im Mai 2016 in Innsbruck mit Unterstützung der Innsbrucker Geographischen Gesellschaft statt (zur Konzeption und zum Ablauf des Workshops siehe Handreichung „Die Welt durch die Blume“: Grundlagenforschung in Workshop und Vortrag multimodal vermittelt). Die Infografik war zunächst als eine überblicksartige, statische Infografik gedacht. Es stellte sich heraus, dass das Thema in einer komplexeren Darstellung in Form einer Website mit Unterseiten und interaktiven, infografischen Elementen besser in seiner Tiefe zu vermitteln ist. Die Website wurde von einer Graphikdesignerin und einer Programmieragentur gestalterisch und technisch umgesetzt. Die Nutzer_innen der Infografik können sich aus der Perspektive von vier Akteuren aus dem internationalen Blumenhandel über dieses Thema informieren. Dazu stehen ihnen verschiedene Interaktionsmöglichkeiten zur Verfügung, die mit aufbereiteten Tabellen, Fotos und Grafiken aus Gemählichs Forschungsvorhaben angereichert wurden. Mithilfe dieses Transferformats ließe sich, so Gemählich, die kontextuelle Eingebundenheit der Akteure gut vermitteln. Außerdem gibt das Format die Möglichkeit, die oftmals vereinfachte mediale Darstellung über die am Blumenhandel beteiligten Akteure aufzubrechen und zu hinterfragen.

Gemählich berichtete, dass er die interaktive Infografik u. a. für die Vermittlung von Ergebnissen an seine Stakeholder konzipiert hatte, um ihnen „etwas zurückgeben zu können“. Im Laufe des Entwicklungszeitraums ergaben sich weitere Zielgruppen. Alle Zielgruppen seiner Infografik hätten gemein, dass sie eine allgemeinverständliche Vermittlung wissenschaftlicher und komplexer Zusammenhänge bedürfen.

Abschließend fasste Gemählich zusammen, dass das Erstellen der Transferformate Workshop und Vortrag sowie interaktive Infografik zwar zeitlich sehr aufwendig war, diese aber zur Vermittlung auch außerhalb der Wissenschaftscommunity wiederverwendet werden können. Insbesondere sein Workshop-Format ließe sich darüber hinaus ohne Mehraufwand in der universitären Lehre einsetzen.

Regina Lenz und die Heidelberger Geographische Gesellschaft (HGG), Erklärvideo zum Thema Institutionen und Vortrag mit eingebettetem Video
Um im Kontext ihres Forschungsprojekts zum institutionellen Wandel am Beispiel der Unternehmensnachfolge einen theoretischen Begriff anschaulich zu machen, verwendete die Nachwuchswissenschaftlerin Regina Lenz das Transferformat „Erklärvideo“. Dieses erklärt den Begriff „soziale Institution“ anhand einer Alltagssituation für ein außeruniversitäres Publikum (YouTube-Video „Was sind soziale Institutionen?“).

Die Umsetzung des Erklärvideos übernahm eine externe Agentur, die gemeinsam mit ihr das Storyboard und Sprechertexte entwarf, die Texte einsprechen ließ und die Animation erstellte. Lenz empfand, dass die Zusammenarbeit mit einer Agentur einige Lerneffekte für sie bereithielt, indem sie beispielsweise „gezwungen“ war, nicht-wissenschaftliche Sprache zu benutzen, um einen wissenschaftlichen Begriff zu erklären. Gleichzeitig musste die Wissenschaftlerin aber darauf achten, dass ihre Textvorgaben nicht zu sehr vereinfacht wurden, sodass der wissenschaftliche Zusammenhang des Begriffs verloren ging. Dabei halfen ihr die am Projekt beteiligten Mitglieder der Heidelberger Geographischen Gesellschaft sowie ihre Forschungsgruppe.

Außerdem setzte Lenz das Video als Teil eines öffentlichen Vortrags bei der Heidelberger Geographischen Gesellschaft ein, um die klassische Vortragssituation aufzubrechen und strukturierende und aktivierende Elemente einzubauen. Während des Vortrags hielt sie das Video an bestimmten Stellen an, um die Beteiligung des Publikums schon im Vortragsgeschehen zu fördern.

Von ihrem Video profitieren aktuell nicht nur die Studierenden in den Lehrveranstaltungen der Nachwuchswissenschaftlerin. Lenz kann mit diesem Format als Referenz auch neue Projektpartner_innen und Stakeholder für ihr Forschungsprojekt ansprechen. Zudem ist das Video für einen uneingeschränkten Nutzerkreis jederzeit auf YouTube verfügbar, jeweils auf Englisch und Deutsch.

 

Diskussion
Erwartungen an Verständlichkeitsanspruch vs. Wissenschaftlichkeit
Die vorgestellten Transferformate wollen ein nicht-wissenschaftliches Publikum ansprechen. Daran knüpft sich das Ringen um eine verständliche Sprache und Darstellungsform wissenschaftlicher Inhalte. So mussten sich auch die Teilnehmer_innen des Abschlussworkshops erst darüber verständigen, wann ein Wissenstransferformat als „zu stark vereinfachend“ und wann als gelungenes Beispiel zur Vermittlung eines wissenschaftlichen Zusammenhangs gelten kann. Lenz erläuterte anhand ihres Beispiels, dass es nicht ihr Ziel war, ihre Forschungsfrage in allen Details abzubilden, sondern sie mit dem Video den Theorieanteil ihrer Dissertation veranschaulichen wollte. Gemählich merkte an, dass seiner Erfahrung nach beim Erstellen von Transferformaten ca. 90 % des Wissens runterfallen müssen, um ein breites Publikum zu erreichen. Kosinski wies darauf hin, dass das Transferformat „Erklärvideo“ auch losgelöst von einem wissenschaftlichen Kontext stehen und verstanden werden muss. Das Definitionskriterium eines Erklärvideos sei, Dinge auch ohne Vorwissen verständlich zu erklären.

Beide Transferformate durchlebten während ihrer Umsetzungsphase diese Gratwanderung zwischen wissenschaftlichem Anspruch und allgemeingültiger Verständlichkeit. Dem Vorwurf der zu starken Vereinfachung kann man die Definition der (in diesem Falle außerwissenschaftlichen) Zielgruppe entgegenhalten, die von den Wissenschaftler_innen berücksichtigt werden musste. Sebastian Lentz ergänzte, dass es wichtig ist, im Wissenstransfer „loslassen zu können“, sich vom wissenschaftlichen Duktus lösen zu können. Wissenstransferhandeln erfordere dahingehend von Wissenschaftler_innen Mut. Bei der Präsentation des Erklärvideos im Rahmen eines Gesellschaftsvortrags der HGG waren die Reaktionen auf das Video insgesamt positiv, wenngleich die Einbettung bei manchen Zuhörer_innen zu Irritationen führte, die eine klassische Vortragssituation gewohnt waren. Insbesondere das interaktive Element der offenen Fragen an das Publikum schien manche zu überraschen. Daraus kann man im VR-Kontext lernen, dass die beiden Aspekte – 1. wie man die Erwartungen des Publikums an eine GG-Veranstaltung erfüllt und 2. wie man Offenheit für andersartige Formate gewährleistet – nicht getrennt voneinander gedacht werden können.

Intergenerationelles Lernen in der Praxis der GG
Viele GG sehen sich als einen Verbund junger und älterer Mitglieder, die zusammen etwas erleben, so Sebastian Lentz. Er wollte deshalb von den Vertretern der GG wissen, welche Erfahrungen sie mit dieser Form des Lernens gemacht haben. Andreas Dittmann und Christof Ellger bestätigten, dass innerhalb des Formats „Exkursion“ das Miteinander der Generationen überhaupt kein Problem sei. Schwierig werde es eher bei Vorträgen, da hier unterschiedliche Erwartungshaltungen aufeinandertreffen können. Bei den älteren Mitgliedern der GG sind Frontalvorträge laut Dittmann ein nachgefragtes Format. Jüngere sind dagegen eine andere Form der Präsentation von Wissen gewohnt, die eher in Richtung Entertainment gehe: Die heutige Generation Studierender wolle „unterhalten werden“.

Doch wie können andersartige Formate älteren Mitgliedern nahegebracht werden? Indem das gemeinsame Lernen im Prozess als ein „Vermittlungsraum“ verstanden wird, der die Möglichkeit bietet, neue Vermittlungsformen auszuprobieren, so Lentz.

Die GG sollten sich fragen, wo sie in ihren Formaten Gelegenheiten eröffnen können, grö- ßere Mitwirkung zuzulassen. Langfristig könnte gemeinsames Lernen das Publikum der GG und ihre angebotenen Formate positiv verändern.

Das Labor Neue Vermittlungsräume
Die GG, NW und das VR-Team hatten im Projekt Neue Vermittlungsräume die Möglichkeit, in neuartigen Konstellationen Wissenstransferformate auszuprobieren und ihr Tun zu reflektieren. In erster Linie ging es nicht darum, ein „perfektes“ Format umzusetzen, sondern durch Learning by Doing neue Formen auszuprobieren, so Verena Ott.

Das im dritten VR-Workshop vorgestellte Transferformat „Webdoku – Workman on the Move“ zwischen Simon Peth und der Österreichischen Geographischen Gesellschaft (ÖGG) sowie der Heidelberger Geographischen Gesellschaft (HGG) konnte leider nicht fertiggestellt werden (siehe Protokoll des 3. Workshops). Peths Konzeptionsvorschläge seien von der Idee her interessant und zukunftsfähig gewesen, wenngleich deren Umsetzung am Ende nicht realisiert wurde. Das „Scheitern“ stellt für Sebastian Lentz einen wichtigen Teil des Lernprozesses im VR-Projekt dar: Denn es handle sich nicht um ein rein individuelles Scheitern, sondern zeige, an welche Grenzen die Förderung von Wissenstransferaktivitäten generell stoße. Trotz günstiger „Laborbedingungen“ im VR-Projekt könne der Profilierungsdruck für Nachwuchswissenschaftler_innen nicht ausgeklammert werden und im Zweifelsfalle gehe das Voranbringen der eigenen Dissertation dem Wissenstransfer vor. So auch im Beispiel von Simon Peth. Resümierend stellte die Runde fest, dass es im Transferhandeln sehr viele Unbekannte gibt. Desto wichtiger sei das Lernen über Schwierigkeiten für Wissenstransfer. Insgesamt seien die Erwartungen in Bezug auf Wissenstransfer für die Beteiligten nach drei Jahren Projektlaufzeit klarer und realistischer geworden.

 

Gruppenarbeit
Einblick in den Forschungsstand durch das VR-Team: Empfehlungen zum Problembewusstsein bei Wissenstransfer
Im zweiten Teil des Abschlussworkshops fand eine Gruppenarbeit statt, in der die Anwesenden ein weiteres Mal partizipativ eingebunden wurden, einen Einblick in die Forschungsfragen erhielten und Feedback zu den Projektergebnissen geben konnten. Zum besseren Verständnis der Forschungsperspektive erläuterte Ott, welche Rollen das VRTeam im Laufe des VR-Projektes einnahm: Einerseits war das VR-Team dafür zuständig, den Prozess anzustoßen, die Projektbeteiligten zu begleiten und in der Anbahnung, Konzeption und Umsetzung zu unterstützen; andererseits war das VR-Team aber auch in der Beobachterperspektive, erhob Daten, dokumentierte und wertete Fragen zu Wissenstransfervorgängen aus. Diese unterschiedlichen, in der Praxis abwechselnd stattfindenden Modi prägten das Arbeiten des VR-Teams.

Die vorläufigen Ergebnisse des VR-Projektes legte das VR-Team in Form von „Empfehlungen zum Problembewusstsein bei Wissenstransferprozessen“ vor. Die Teilnehmenden waren eingeladen, die Empfehlungen, die Nachwuchswissenschaftler_innen, Geographische Gesellschaften und Projektleiter_innen adressierten, in einer Gruppenarbeit zu diskutieren. Die Anwesenden teilten sich frei in die beiden Gruppen Nachwuchswissenschaftler_innen und Geographische Gesellschaften ein und bearbeiten die vorgestellten Punkte.

Arbeitsgruppe Nachwuchswissenschaftler_innen
Gemählich stimmte der Empfehlung zu, für Wissenstransfervorhaben eher „kleinere“ Dimensionen zu denken, da in der Umsetzung immer mehr Aufwand nötig wird, als zuvor angenommen. Auch Lenz bestätigte den hohen Aufwand, insbesondere für das Testen und Anpassen des Wissenstransferformats hinsichtlich seiner Verständlichkeit.
Moser stellte die Frage, wer den Entwicklungsprozess der Wissenstransferformate in Zukunft begleiten, wer die Rolle des Förderers außerhalb eines Projekts wie Neue Vermittlungsräume einnehmen könne. Sie verwies auf eine mögliche zentrale Rolle der Projektleitung und eine Mentorenrolle der GG. Durch die Kooperation zwischen GG und NW könnten Synergien genutzt werden: Beide profitieren von der gegenseitigen Befruchtung durch ein professionelles Netzwerk, der Möglichkeit zum gemeinsamen Erlernen neuartiger Wissenstransferformate sowie von Austausch und Feedback. Sie stellte heraus, dass erst die GG den institutionellen Rahmen bilden, um Synergien nutzbar zu machen. Eine solche Kooperation würde zugleich das Problem der Verjüngung der GG in ihrer Vereinsstruktur angehen. Eine andere Möglichkeit, das studentische Engagement innerhalb der Vereinsarbeit zu fördern, besteht darin, einen Sitz im Vorstand der GG für einen Studierenden zu reservieren. Die GG in der Schweiz nutzen diese Option schon seit Längerem.

Wissenstransfer in der akademischen Praxis
Im bisherigen Reputationssystem der Hochschulen werden häufig forschungsbezogene Aktivitäten („noch ein Interview mehr“) im direkten Vergleich Wissenstransfervorhaben vorgezogen, so die anwesenden NW. Das zeigt sich auch in einer unzureichenden Planung von Wissenstransferformaten, welche den ohnehin schon großen Druck auf NW zusätzlich noch erhöht.

Gleichzeitig jedoch sehen viele NW im Transfer die fundamentale Aufgabe der Wissenschaft, sich gegenüber der Gesellschaft zu legitimieren.

Nachhaltigkeit von Transferformaten
Die im VR-Projekt umgesetzten Transferformate haben eine hohe Qualität, weil sie in Kooperation mit professionellen Partner_innen oder Agenturen entstanden sind. Außerdem können sie in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden. Beides zusammen bedingt die Nachhaltigkeit der Transferformate. Daher relativiert sich der Erstaufwand, wenn man z. B. die Weiterverwendung in der universitären Lehre berücksichtigt.

Ein weiterer Aspekt der „Nachhaltigkeit“ ist, dass Wissenstransfer die Karrieremöglichkeiten erweitert. Mit den Erfahrungen aus einem WT-Projekt qualifizieren sich NW beispielsweise für einen Job in einer NGO. Die WT-Formate sind eine sehr gute Referenz für eine mögliche Bewerbung außerhalb des Wissenschaftssystems, z. B. im Bereich der Wissenskommunikation.

Lessons Learned der NW
Schon im Forschungsprojektantrag sollte es konkrete Aussagen darüber geben, wieviel Ressourcen im Projekt für WT eingeräumt werden sollen. Dadurch werden WT-Projekte für NW in Hinsicht auf Zeit und Kosten planbarer. In einem nächsten Schritt ist es wichtig, Wissenstransfervorhaben in „kleineren“ Dimensionen zu denken, da in der Umsetzung immer mehr Aufwand nötig wird, als zuvor angenommen. Vor allem der Aufwand für das Testen und Anpassen des Wissenstransferformats hinsichtlich seiner Verständlichkeit ist sehr hoch. Außerdem ist es wichtig, verstärkt Weiterbildungsmöglichkeiten für NW anzuregen, die Wissenstransfer machen möchten. Methodenworkshops in Graduiertenkolloquien sind dafür z. B. ein passender Ort.

Arbeitsgruppe Geographische Gesellschaften
Möglichkeiten für bessere Netzwerkarbeit
Um die Netzwerkarbeit Geographischer Gesellschaften zu verbessern, wurden verschiedene Möglichkeiten angesprochen: Eine davon ist, Kooperationen mit anderen Instituten und Vereinen zu suchen, z. B. die verschiedenen Gesellschaften zum interkulturellen Austausch (Deutsch-Griechische-Gesellschaft etc.). Eine andere Möglichkeit die Netzwerkarbeit der GG untereinander zu fördern, kann der gegenseitige Austausch von Beiträgen für die jeweiligen Jahresberichte sein. Eine verbesserte Netzwerkarbeit kann zudem helfen, die Sichtbarkeit der GG in der Öffentlichkeit zu stärken. In diesem Zusammenhang wurde die Vergabe von Ehrenmitgliedschaften genannt. In dieselbe Richtung zielt die Möglichkeit, Veranstaltungen mit anderen Fachdisziplinen anzubieten, z. B. „Literatur und Geografie“. Auf diese Weise bekommen die GG Zugang zu Medien, die ihnen sonst verwehrt bleiben würden, z. B. das Feuilleton der Lokalzeitung.

Potenziale beim Aufbau des Gesellschaftsprogramms
Um Mitglieder zu gewinnen und ein interessiertes Publikum anzuziehen, ist ein Gesellschaftsprogramm wichtig, welches auf dieses Publikum abgestimmt ist und diesem vor allem neue Anreize und Impulse gibt. Das fängt schon bei der Auswahl der Vortragenden an. Dafür gibt es eine online verfügbare Referentenliste, auf die GG zugreifen können. In einem Stimmungsbild unter den Anwesenden wurde deutlich, dass diese von einigen als hilfreich empfunden wird, oftmals greifen Organisator_innen aber auch auf persönliche Netzwerke und Empfehlungen von Kolleg_innen zurück. Gute Erfahrungen wurden mit Vorträgen gemacht, die sich mehr auf das Regionale und somit auf das unmittelbare Lebensumfeld des jeweiligen Publikums beziehen, z. B. wenn aktuelle Stadtthemen aufgegriffen werden („Geographie vor Ort“).

Einsatz neuer Medien in kleinen Schritten
Die vom VR-Team in die Diskussion gebrachte Empfehlung, den Rückstand im Einsatz neuer Medien aufzuholen, war bei den Vertretern der Geographischen Gesellschaften umstritten. Eine Befürchtung diesbezüglich lautete: „Sobald man digital was macht, muss man es immer machen.“ Das Problem bestehe darin, dass es keine Gelder gebe, um jemanden zu bezahlen, der regelmäßig digitale Inhalte pflegt. Hierzu gab es vom VR-Team die Empfehlung, dieses Problem in kleinen Schritten zu lösen, z. B. indem auf E-Mail-Einladungen zu einem Vortrag auf die Facebook-Seite der GG verlinkt wird. Das Netz ist selbstständig, das heißt, kursieren Informationen erstmal in den sozialen Medien, ist kein Arbeitsmehraufwand mehr damit verbunden. Nützlich kann es auch sein, Studierende in die Vortragstätigkeit einzubinden, z. B. in dem Format „von Studenten, für Studenten“. Wenn es Mitglieder gibt, die affin in Bezug auf Neue Medien sind, könnten diese derartige Aufgaben übernehmen, so ein weiterer Vorschlag.

 

Ausblick
Der Abschlussworkshop beschließt die Zusammenarbeit und Mitwirkung der Projektpartner_innen im VR-Projekt. Aus der gemeinsamen Problemdiagnose- und Bestandsaufnahme am Anfang des Projekts konnten die Projekt_partnerinnen ihr Bewusstsein für Wissenstransfer schärfen und gleichzeitig konkrete Wissenstransferformate kreieren. Die Workshop-Teilnehmer_innen haben die im Projektverlauf gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen im Abschlussworkhop kommentiert und evaluiert. Die Ergebnisse werden in eine Abschlusspublikation münden.

Ziel der Publikation wird es sein, den Beteiligten sowie erweiterten Zielgruppen aus Geographischen Gesellschaften, Nachwuchswissenschaftler_innen, Projektleiter_innen und anderen Akteuren des Wissenstransfers die Lessons Learned aus dem VR-Projekt zur Verfügung zu stellen und sie von den Erfahrungen profitieren zu lassen.

In Form von „Handlungsempfehlungen zum Problembewusstsein beim Wissenstransfer“ (Arbeitstitel) werden typische Situationen im Kontext von Wissenstransferaktivitäten gezeigt, in einen größeren Kontext eingeordnet und Empfehlungen für Lösungswege angeregt. Mit der Publikation will das VR-Team für Problematiken beim Wissenstransfer sensibilisieren. Die „Handlungsempfehlungen zum Problembewusstsein beim Wissenstransfer“ sollen in einer zeitgemäßen Form veröffentlicht werden, die im Wissenstransfer aktive Akteure direkt anspricht. Die Fertigstellung der Publikation ist bis zum Projektende (31. Juli 2017) geplant. Hierüber wird das VR-Team die Beteiligten selbstverständlich informieren.

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Weitere Protokolle und Informationen zum Thema Neue Vermittlungsräume zwischen Wissenschaft und Praxis in den Sozial- und Raumwissenschaften finden Sie hier .

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Die Heimat: Exkursion an die Ostseeküste bei Hohenfelde, Kreis Plön

Exkursion an die Ostseeküste bei Hohenfelde, Kreis Plön

Verein zur Pflege der Natur- und Landeskunde in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg

Halbtagsexkursion am 08. Juli 2017

Diese Exkursion wird von Herrn Dr. Jürgen Eigner an geboten.
Dies ist eine halbtägige Veranstaltung, bei der wir uns an einem bestimmten Ort treffen und dort ein natur- und landeskundliches Programm einschließlich Kaffee-Trinken gemeinsam erleben. Die Exkursion enthält eine Besichtigung des Info-Zentrums „Strandkrabbe“ des Vereins NaturErleben Hohenfelde direkt am Strand. Von dort aus beginnt eine Führung zum Thema Heilpflanzen und Heilsteine am Strand mit Frauke Lorenzen (Steine) und Jürgen Eigner (Pflanzen). Beide Referenten können auch zu allen anderen Steinen und Pflanzen am Strand etwas sagen. Danach folgen ein gemeinsames Kaffee-Trinken in der Strandkrabbe und anschließend eine kurze Fahrt zum Hohenfelder Mühlenteich, dem berühmten Dorfteich Friedrich Junges, den er im Jahre 1885 mit seinem Buch „Das Leben im Dorfteich“ beschrieben hat. Das Buch wurde von Wolfgang Riedel und Gerd Trommer 1985 als Reprint neu herausgegeben. Wir werden uns vor Ort auch die Inhalte vergegenwärtigen.

Kosten 4,50 € für die Führung am Strand (üblicher Beitrag des gemeinnützigen Vereins) zuzüglich Kosten für das gemeinsame Kaffee-Trinken.

Treffpunkt: 14.00 Uhr an der „Strandkrabbe“ am Strand-Parkplatz von Hohenfelde, Strandstraße 23.

Anmeldung :möglichst bis Mitte Juni an Dr. Jürgen Eigner, Redder 2, 24306 Lebrade, Tel. 04383/518525

 

Weitere Veranstaltungen von Natur- und Landeskunde finden Sie hier.

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Exkursion peripher der südlichen Adria: APULIEN – PELOPONNES

Exkursion peripher der südlichen Adria: APULIEN – PELOPONNES

Prof. Dr. Jürgen Lafrenz – Universität Hamburg

12 Tage: 16. August 2017 bis 27. August 2017

Ziele
Italienischer Südosten
Bari – Castelmonte – Cannae – Trani – Altamura – Matera – Craco – Tarent – Alberobello – Ostuni – Brindisi

Schiff über die Adria: Brindisi – Igoumenitas

Griechischer Südwesten
Igoumenitsa – Ioannina – Meteora – Thermiopylae – Delphi – Patras – Pirgos – Olympia – Bassai – Megalopoli – Kalamata – Aeropoli – Kita – Vathia – Githia – Sparta – Monemvasia – Leonidio – Mykene – Nauplion – Epidaurus – Methana – Daphni.

Leistungen
Die An- und die Abreise per Flugzeug, Schiffstransfer über Adria, Bustransfer in Italien und Griechenland, Übernachtung mit Teilpension sowie sämtliche Eintrittsgelder.

Kosten
EUR 1725,- pro Person im Doppelzimmer
EUR 1950,- pro Person im Einzelzimmer

Anmeldung*
Die Anmeldung erfolgt schriftlich über folgendes Dokument: Anmeldung

Die Reihenfolge der Anmeldungen entscheidet über die Teilnahme. Die Anmeldung ist an die umseitige Adresse zu senden.

* Die Exkursion wird durchgeführt, wenn sich mindestens 12 TeilnehmerInnen anmelden.

Geographische Gesellschaft
in Hamburg e.V.
Geschäftsstelle
Bundesstr. 55
20146 Hamburg

Frau Christel Wichers
Telefon: 040 / 4101714
Fax: 040 / 42838 – 4981
wichers@uni-hamburg.de

Für eine offene, verantwortungsvolle Stadt

Für eine offene, verantwortungsvolle Stadt

Ein Positionspapier des Instituts für Geographie der Universität Hamburg zur Debatte um geflüchtete Menschen

 

Hamburg ist im Wandel – immer wieder und auch gegenwärtig. Dazu gehört, dass Menschen nach Hamburg kommen, um hier zu leben. In einer Großstadt ist Zuwanderung eigentlich normal, doch seit Herbst 2015 ist eine außergewöhnliche Debatte entstanden. So kompliziert, vielfältig und gewaltvoll die Gründe sind, aus denen sich Menschen auf den Weg nach Hamburg machen, eint jedoch viele der Umstand, dass sie Familie und Freund_innen, die Vertrautheit und Sicherheit des Alltäglichen zurück lassen. Es sind Menschen, die mit der Bitte um Zuflucht, um Schutz und Unterstützung kommen. Um die Herausforderungen, die das neue Zusammenleben in der Stadt mit sich bringt, ist im letzten Jahr eine teils hitzige Debatte geführt worden und gerade die Gruppierungen, die ihre Stimme am lautesten erheben, konnten politisch am wirkmächtigsten werden. Mit diesem Positionspapier wollen wir Impulse für eine andere, positive Auseinandersetzung mit Migration und für eine positive Praxis des Zusammenlebens in unserer Stadt setzen. Als Mitglieder des Instituts für Geographie der Universität Hamburg beschäftigen wir uns schon lange und immer wieder mit den Themen Migration, Flucht und Zusammenleben in globalen Städten – samt der dazugehörigen Uneinigkeiten und Widersprüchlichkeiten. Zum Problem werden diese Themen erst, wenn mit ihnen neue Grenzziehungen und Ungleichheiten begründet werden. Wir möchten daher dafür sensibilisieren, dass nicht Migration und Flucht, sondern Neoliberalismus, Rassismus, Sexismus und sozial-räumliche Segregation problematisch sind. Die aktuellen Veränderungen bieten die Chance, dringende Fragen an die Stadt und ihre Bewohner_innen neu zu stellen:

Hamburg versteht sich selbst als offene Stadt. Doch für wen war, ist

und wird künftig Hamburgs ‚Tor zur Welt‘ geöffnet?

Warum, wo und wie werden sichtbare und unsichtbare Grenzen gezogen,

um soziale und kulturelle Differenzen herzustellen und aufrechtzuerhalten?

Wessen Rechte werden geschützt und wessen nicht? Und wer übernimmt

dabei welche Verantwortung – und für wen?

Uns ist bewusst, dass wir dieses Plädoyer für eine ‚offene und verantwortungsvolle Stadt‘ von einer akademischen Position aus formulieren und unsere Kritik auch die eigenen universitären Strukturen betrifft. In diesem Sinne soll dieses Papier als eine Anregung zur Diskussion in verschiedene Richtungen verstanden werden.

Hamburg steht am Anfang, nicht am Ende eines neuen Verständigungs- und Gestaltungsprozesses. Wir möchten uns dafür einsetzen, dass alle die Chance haben, sich an diesem Prozess zu beteiligen.
 

1. Zuwanderung hat Tradition in Hamburg

Städte sind das Ergebnis von Migration. Bis weit in das 20. Jahrhundert sind Städte in Europa durch Zuwanderung gewachsen, so dass hier seitdem vor allem zugewanderte Menschen leben. Die so erzeugte Vielfalt hat enorme Wirkungen auf Kreativität, Toleranz und Solidarität entfaltet. Städtischer Alltag ist also schon immer durch Verschiedenheit und auch Gegensätze geprägt.

Durch Hamburgs ‚Tor zur Welt‘ sind nicht nur viele Waren und Güter, sondern auch viele Menschen gekommen, gegangen und geblieben. Es ist das Ergebnis eines jahrhundertelangen Wandels, dass heute in Hamburg viele verschiedene Menschen zu Hause sind: Menschen, die hier schon lange wohnen und Menschen, die erst vor kurzem zugezogen sind und eine neue Heimat hier gefunden haben, Menschen mit und ohne Arbeit, Menschen ohne und mit Familie, Menschen mit und ohne Fluchterfahrung – unterschiedliche Menschen mit vielfältigen Identitäten, die nur die eine Gemeinsamkeit haben, dass sie sich nicht durch eine einzelne Kategorie definieren lassen. Hamburg kann auf eine Tradition von Migration zurückblicken, und diese ist schon lange Bestandteil des städtischen Selbstverständnisses, wie die Ballinstadt, das Grindelviertel, Wilhelmsburg oder das Portugiesenviertel zeigen. Aktuelle Diskussionen um ‚Zugehörigkeiten‘, ‚Nationalstaatlichkeit‘, ‚Leitkulturen‘, eine ‚deutsche Identität‘ und andere Abgrenzungen vereinfachen viel zu stark und stehen im Widerspruch zu der historisch gewachsenen Vielfalt der Hamburger Gesellschaft.

Auch aktuell sollte es darum gehen, die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse, die es in der Stadt gibt, als prinzipiell legitim anzuerkennen und dafür zu sorgen, dass alle Menschen dieselben Chancen, Zugänge und Möglichkeiten in der Stadt haben. Denn bisher ist das ‚Recht auf Stadt‘ in Hamburg selektiv und ungleich verteilt: das Recht auf Mitsprache, auf gutes Wohnen, auf sozio-ökonomische Teilhabe oder auf Selbstbestimmung ist leider keine Selbstverständlichkeit für alle Stadtbewohner_innen. Insbesondere Menschen mit Fluchterfahrung sind von diesen Rechten ausgeschlossen.

 

2. Hamburg: eine Stadt am Mittelmeer

Die strukturellen Ursachen für Flucht und Migration sollten in der aktuellen Diskussion um Zugewanderte stärker in den Blick genommen werden: Kolonialismus, die Anwerbeabkommen für ‚Gastarbeiter_innen‘ oder die Freizügigkeit in der EU sind einige Beispiele dafür, wie sehr Migration gewollt und oftmals wirtschaftspolitisch begründet ist. Innerhalb der EU gilt Freizügigkeit über Staatsgrenzen hinweg als höchstes Gut, während versucht wird, die Außengrenzen nur noch für einige Wenige passierbar zu machen.

Der Schutz der Außengrenzen Europas und die Militarisierung der Grenzen haben fast täglich und tausendfach den Verlust von Menschenleben zur Folge. Andere globale Aktivitäten wie z.B. Kaffeeanbau oder Klimaanpassungsmaßnahmen gehen oft mit Raubbau an Land und Vertreibung einher. Auch dies sind Ursachen für Flucht, an denen Hamburg und Europa sich beteiligen und von denen sie profitieren. Hier wird eine folgenreiche Unterscheidung sichtbar: Während Grenzen für globale Waren- und Informationsströme immer durchlässiger werden und Hafenstädte wie Hamburg davon ökonomisch enorm profitieren, werden die damit verbundenen Wanderungen von Menschen als Problem gesehen und durch höchst selektive Grenzen reguliert.

Die derzeitigen Debatten um Quoten und Obergrenzen verschleiern das Ausmaß der Ursachen und die Dimensionen von Flucht. Auch stehen sie in keinerlei Verhältnis zu aktuellen Migrationsprozessen weltweit, denn nur ein Bruchteil der geflüchteten Menschen schafft es tatsächlich bis nach Europa und Deutschland, geschweige denn nach Hamburg. Geographisch im Norden Europas gelegen, konnte sich Hamburg durch die räumliche Distanz zum Mittelmeer lange auf das Privileg der indirekten Betroffenheit zurückziehen (abgesichert durch das EU Grenzregime und die Dublin/Schengen-Abkommen). Doch die Ereignisse im Herbst 2015 haben die gefühlte Distanz zur Flucht-Problematik für die Bewohner_innen Hamburgs ‚plötzlich‘ unmittelbar werden lassen. Während erste Reaktionen durchaus eine weltoffene Stadt symbolisierten, herrscht inzwischen ein Klima der Ablehnung. Erste Rücknahmen von geplanten Unterkünften oder demonstrative Abschiebungen sollen hier beruhigen. Die momentane ‚Ruhe‘ ist jedoch trügerisch und wird mit neuen, extra gegen geflüchtete Menschen gebaute Zäune und abstrakte Mindestabstände erkauft. Hamburg schließt seine Tore zur Welt; seine politischen und wirtschaftlichen Beziehungen sind aber weiterhin global verwoben.

Geflüchteten Menschen, wie den Mitgliedern der Gruppe Lampedusa in Hamburg, ist es zu verdanken, dass diese gewollte Distanzierung immer wieder gebrochen wird. Sie machen auf die globale Verantwortung Hamburgs aufmerksam. Hamburg sollte seine Verantwortung aktiv übernehmen – über die eigenen Stadtgrenzen hinaus. Die Offenheit gegenüber allen Menschen, die an Globalisierung beteiligt sind, ist ein Weg, um aus der Stadt heraus die Distanz zur EU-Außengrenze zu überwinden und das aktuelle europäische Grenzregime kritisch zu hinterfragen.

 

3. ‚Wir und die Anderen‘ – eine Illusion

Die öffentliche Debatte über Flucht und Asyl ist geprägt durch emotional aufgeladene und stark visuell geschürte Berichte. Dabei wird sie oft ausgrenzend geführt. In den Massenmedien, und stärker noch in online- Medien, werden althergebrachte Ideologien bedient: das aufgeklärte, rechtewahrende und fürsorgende Europa einerseits und die in diese Welt eindringenden, teils bedrohlichen ‚Einwanderer_innen‘ andererseits. Die eindeutige Unterscheidung von ‚Wir und die Anderen‘ ist allerdings eine Illusion. Wer legitim zugehörig ist und wer nicht, wird erst durch eine Erzählung von Rettern (Europa), Opfern (gute geflüchtete Menschen) und Tätern (schlechte geflüchtete Menschen) aufgebaut. So werden post-/koloniale und historisch verankerte Täterschaften und Verantwortungen ignoriert. Für geflüchtete Menschen hat das zur Folge, dass ihre Identität fremdbestimmt wird: sie dürfen nicht für sich selbst sprechen. Andere legen von einer privilegierten Position aus fest, wer sie sind und welche Fluchtgründe anerkennungswürdig sind und welche nicht.

Dass Menschen, die nach Europa fliehen, als ‚Flüchtlinge‘ homogenisiert und etikettiert werden, hat unmittelbare Konsequenzen für politische und juristische Handhabungen. Individuelle Erfahrungswelten werden katalogisiert, es werden ‚Opfer‘ und ‚Täter‘ erzeugt – beide aber machtlos. Migration wird als eine Abweichung von der Norm dargestellt, die durch Migrations- und Integrationspolitik geregelt werden muss. Integration wird in diesem Zuge schnell zu einem politischen Diktat, begleitet von Ausgrenzungen und der Verschärfung von (rechtem) nationalstaatlichem Denken. Auch nach vielen Jahren noch bleibt häufig die Differenzierung zwischen den ‚Deutschen‘ auf der einen Seite und den ‚Migrant_innen‘ bzw. Menschen mit ‚Migrationshintergrund‘ auf der anderen Seite bestehen. Diese konstruierte Grenzziehung führt dazu, dass bestimmte städtische Mitbewohner_innen marginalisiert und häufig auch diskriminiert werden.

Wir halten es stattdessen für wichtig, medial, politisch und juristisch genutzte Kategorien ständig zu hinterfragen, gezielt stereotypisierende Zuschreibungen herauszustellen und zu kritisieren sowie auf den vielfältigen Beziehungen zwischen allen Beteiligten zu beharren. Ausgehend von Machtverhältnissen zugunsten der Mehrheitsgesellschaft bedeutet dies aber auch, konkret zu lernen, die eigenen Privilegien zu teilen. Das Privileg des sicheren Lebens, das Privileg im Besitz eines Passes zu sein, der Reisefreiheit garantiert, das Privileg, entscheiden zu können, das Privileg eines anerkannten Abschlusses, das Privileg, gehört zu werden… Hier gilt es strukturell neue politische Aushandlungsformen zu schaffen, die auch Benachteiligten Zugang zu Privilegien ermöglichen – z.B. durch die Schaffung von Strukturen, in denen die Stimmen von geflüchteten Menschen tatsächlich gehört und anerkannt werden.

 

4. Alltag als Ort des Zusammenlebens und der gleichen Rechte

Die Berichterstattung in den Medien wird in unserem Alltag konkret: vielleicht durch den Bau einer Unterkunft in der Nähe, vielleicht durch Erfahrungen auf der Straße, vielleicht auch nur in Gesprächen mit Nachbar_innen und Freund_innen. Stadtteile sind Orte der Begegnung, die erleben lassen, dass Vorurteile persönlichen Erfahrungen nicht standhalten. Bisher sind alltägliche Begegnungen von geflüchteten Menschen jedoch oftmals auf Behördengänge, Polizeikontrollen oder Erstaufnahme-Einrichtungen beschränkt – alles Situationen, in denen diese viel zu oft mit institutionalisiertem Rassismus konfrontiert sind, wie die aufgrund von Hautfarbe durchgeführten Polizeikontrollen (racial profiling) oder die Notwendigkeit von Begleitpersonen mit deutschem Pass bei Amtsbesuchen auch in Hamburg zeigen.

Die konkrete, räumliche Verteilung von geflüchteten Menschen auf die Hamburger Stadtteile hat teilweise zu einer Problematisierung von Zuwanderung geführt. Zum Teil haben sich zwar solidarische Unterstützer_
innengruppen gebildet, die sich für die Belange der Geflüchteten einsetzen und sie als Bereicherung ihres Stadtteils ansehen. Zum Teil – und im politischen Diskurs wirkmächtiger – hat die Verteilung aber auch zur Etablierung eines flüchtlingskritischen, teilweise fremdenfeindlichen Widerstands geführt. Aktuelle Planungsprozesse von Unterkünften zeigen, wie bewusst räumliche Trennlinien gezogen und Umwege konzipiert werden, um Begegnungen oder gar eine Kontaktaufnahme zwischen geflüchteten Menschen und der vor Ort lebenden Stadtteilbevölkerung zu minimieren. Dies, sowie die Forderung nach ‚nicht so viele an einem Standort‘ und ‚nicht bei uns‘, ist der Ausdruck rechtspopulistischer Agitation. Diese Mobilisierung hat eine hohe stadtpolitische Relevanz bekommen, obwohl die Schwerpunkte der Unterbringung in bereits benachteiligten Quartieren liegen. Der gegenwärtige Rechtspopulismus verschärft damit auch die soziale Frage nach der Spaltung zwischen arm und reich in Hamburg.

Demgegenüber sehen wir eine große Chance für ein positives gemeinsames Zusammenleben in Hamburg darin, wenn alltägliche Begegnungen das Erleben von Gemeinsamkeiten aller Beteiligten möglich machen. Statt Unterkünfte für geflüchtete Menschen abseits von und möglichst ohne Verbindung zur Nachbarsiedlungen zu bauen und dabei mentale und materielle Grenzen zu ziehen, ist es von großer Bedeutung, eine private Unterbringung in vielen verschiedenen Formen zu ermöglichen, viele Unterkünfte in allen Teilen der Stadt zu bauen und den gebauten Raum so zu gestalten, dass die Straßenführung, Architektur, Plätze und Parks ein Aufeinandertreffen und gemeinsame Gespräche wahrscheinlicher machen. Die heutigen Planungsentscheidungen beeinflussen das Recht auf Teilhabe und das Zusammenleben von Morgen. Ergänzend zur Frage der Unterkunft und der Verantwortung aller Stadtbewohner_innen gilt es, Kommunikation und Interaktionen in den städtischen Behörden und öffentlichen Institutionen so zu unterstützen, dass die Grundrechte der geflüchteten Menschen auf Wohnen, Bildung oder Gesundheit gewahrt bleiben, ob mit oder ohne Papiere.

Hamburg als offene, verantwortungsvolle Stadt – Heute!
Durch Migration wurde Hamburg zu dem, was es heute sein will: eine weltoffene Großstadt. Weltoffenheit ist tief in den Selbstbeschreibungen der Stadt verankert und gehört zum Selbstverständnis vieler Stadtbewohner_innen. Die Akzeptanz der Tatsache, dass alle Städte seit jeher durch Zuzug geprägt sind und dass die damit einhergehenden Veränderungen alltäglich sind, ermöglicht einen unaufgeregten und langfristigen Umgang mit Migration in der Stadt.
Dieses Papier erinnert daran, dass fast alle Hamburger_innen migriert sind (auch wenn die Distanzen sich stark unterscheiden). Insofern wollen wir Flucht und Migration entskandalisieren: Sie sind alltäglich. Skandalisieren wollen wir hingegen die stärker werdende Tendenz, alltäglichen Rassismus und rassistische Gewalt zu normalisieren. Gegen die aktuelle Debatte um (Ober-)Grenzen – auch auf Stadtteilebene – sowie gegen die diffusen Ängste, die sich in der Stadt ausgebreitet haben, ist die Idee eines offenen und verantwortungsvollen Hamburgs eine Erinnerung. Und zwar daran, was die Rahmenbedingungen für ein urbanes Zusammenleben in einer offenen und verantwortungsvollen Stadt sind:
 

Anerkennen, dass Unterschiede nicht behindern, sondern eine erfahrungsreiche und

spannende Stadt erst möglich machen – und dazu gehört auch, sich der eigenen Privilegien

bewusst zu werden und diese zu teilen;

 

Gemeinsam Antworten finden und Perspektiven für eine Stadt für alle entwickeln – und

dazu gehört auch, vor Widersprüchen nicht zurückzuschrecken und alle Betroffenen selbst an

Lösungen für Konflikte teilhaben zu lassen, nicht nur Personen mit rhetorischen, finanziellen

und sozialen Vorteilen;

 

Grenzen aufzeigen für Aktivitäten, die auf den Ausschluss von Personen zielen, die nicht einer

willkürlich gesetzten ‚deutschen Norm‘ entsprechen – und dazu gehört auch, institutionalisierte

Rassismen systematisch abzubauen und sich ihnen bewusst entgegen zu setzen;

 

Aktiv daran mitwirken, strukturelle und institutionelle Ausschlussmechanismen abzubauen, um

nicht nur formal bestehende Grundrechte zu gewähren, sondern tatsächliche Zugänge zu

schaffen – und dazu gehört auch, geflüchteten Menschen ihr Recht auf Wohnen durch gute

Unterkünfte, ihr Recht auf Arbeiten durch schnelle Arbeitserlaubnisse, ihr Recht auf politische

Teilhabe durch geeignete Kommunikationsformen und ihr Recht auf Bildung durch Zugang zu

allen Bildungseinrichtungen zu garantieren, ihnen ihr Bleiberecht zu gewähren und die

menschenverachtende Abschiebepraxis einzustellen;

 

Veränderung nicht als Skandal sehen, sondern mit der städtischen Entspanntheit im Umgang

mit Unterschieden die Verhältnismäßigkeit der aktuellen Veränderungen erkennen – und

dazu gehört auch, Verantwortung kollektiv zu verstehen und das Zusammenleben in der Stadt

als Aufgabe aller zu sehen und zu praktizieren.

 
Allen alltäglichen Interaktionen und politischen Entscheidungen sollten diese Ansprüche an ein gutes, spannendes, widersprüchliches Zusammenleben in der Stadt zugrunde liegen. Wie diese Ansprüche konkret umgesetzt werden können, kann und soll hier nicht festgelegt werden. Vielmehr gilt es in folgenden Debatten, Diskussionen, aber auch in unserem städtischen Alltag die essentiellen Fragen städtischen Zusammenlebens in der Stadt gemeinsam neu zu denken, neu auszuhandeln, neu auszuprobieren und auch strukturell neu auszurichten.

Kontakt: offene.stadt.geographie@uni-hamburg.de

Das Institut für Geographie, Universität Hamburg

Prof. Dr. Jürgen Böhner  Lars Bomhauer-B Lars Bomhauer-Beins, M.Sc.
Dr. Thomas Bürk Dr. Martin Döring
Dr. Kira Gee Corinna de Guttry, M.Sc.
Arne Henning, M.Sc. Sonja Kanemaki, M.A.
Dr. Timmo Krüger Branislav Machala, M.A.
Iris Mendorff Joscha Metzger, M.A.
Prof. Dr. Martina Neuburger Prof. Dr. Jürgen Oßenbrügge
Prof. Dr. Christof Parnreiter Prof. Dr. Beate Ratter
Prof. Dr. Jürgen Scheffran Prof. Dr. Udo Schickhoff
Katharina Schmidt, M.Sc. Dr. Tobias Schmitt
Katrin Singer, M.Sc. Prof. Dr. Anke Strüver
Malte von Szombathely, Dipl.-Geogr. Dr. Anne Vogelpohl
Dr. Cormac Walsh

 

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Das Positionspapier zum Runterladen finden Sie hier.

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Wo Radschnellwege sinnvoll sind – ein Beitrag

Wo Radschnellwege sinnvoll sind

Analyse zeigt großes Potenzial in der Metropolregion Hamburg

 
Eine nun vorliegende Analyse der Technischen Universität Hamburg zeigt die Erreichbarkeitsvorteile von Radschnellwegen auf. Die Metropolregion Hamburg wird in Zukunft diese neue Radinfrastruktur stärker in den Fokus nehmen und fördern. Das erleichtert das Pendeln und unterstützt die Nutzung umwelt- und klimaschonender Verkehrsmittel.
 
Steigende Pendlerzahlen, ein boomender Wohnungsmarkt und belastete Straßen- und Schienennetze sind Phänomene der städtischen Ballungsräume in der Metropolregion Hamburg. Auch steht die Region vor der Herausforderung, Verkehrslärm und Schadstoffemissionen zu senken. Zugleich boomt der Radverkehr. Fahrradverleihsysteme, Pedelecs und Bike+Ride-Anlagen an Bahnstationen bieten neue Anreize für Pendler. Auch die Metropolregion Hamburg setzt zunehmend auf Radverkehr. Seit Jahren werden Abstellanlagen an Bahnstationen in der Region durch ihre Förderfonds mitfinanziert. Damit der alltägliche Radverkehr weiter an Attraktivität gewinnt, wird die Metropolregion zukünftig die Planung und den Bau von Radschnellwegen vorantreiben.
Durch das hohe Pendleraufkommen haben Radschnellwege viele Vorteile: Sie können helfen, Straßen und Bahnen zu entlasten und den Verkehr besser zu verteilen. Durch eine Erhöhung des Anteils an Radfahrern unter den Pendlern können Lärmbelastung und Schadstoffemissionen reduziert werden, was die Lebens- und Aufenthaltsqualität gerade in Städten erhöht und dem Klimaschutz dient. Auch staugefährdete Straßen und stark frequentierte Busse und Bahnen können entlastet werden. Zusätzlich leistet die Förderung des Radverkehrs einen aktiven Beitrag zur Gesundheitsvorsorge. Das hat auch der Deutsche Bundestag erkannt und für das laufende Jahr 25 Millionen Euro für den Bau von Radschnellwegen bereitgestellt.

Diese sollen ein möglichst unterbrechungsfreies und zügiges Fahren ermöglichen, sichergestellt durch eine hochwertige Infrastruktur. Wichtige Merkmale sind unter anderem großzügige Breiten und möglichst keine oder geringe Wartezeiten an Kreuzungen. Eine Konkretisierung der Gestaltungskriterien zur baulichen Ausstattung, städtebaulichen Integration oder Markierungen für die Radschnellwege der Metropolregion wird im Zuge sich anschließender Machbarkeitsstudien stattfinden.

Die Technische Universität Hamburg hat für 33 abstrakte Korridore in der Metropolregion untersucht, wie sich die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen oder Einkaufsmöglichkeiten verbessert, wenn Radschnellwege umgesetzt werden. Konkrete Strecken werden erst im Zuge einer späteren Machbarkeitsstudie ermittelt. Die nun vorliegende Potenzialanalyse zeigt auf, wie Radschnellwege in diesen Korridoren zu Reisezeitverkürzungen beitragen könnten. Auch mögliche Vorteile bei einer Verknüpfung von Rad und Bahn wurden analysiert. Grundlage der Bewertung sind Daten zur Einwohnerund Arbeitsplatzverteilung sowie den Standorten von Schulen, Supermärkten und Bahnhöfen. Im Ergebnis zeigt die Studie auf, welche Korridore für Radschnellwege im Sinne von Erreichbarkeitsverbesserungen sinnvoll sind.

Die Ergebnisse liefern den Kommunen wissenschaftliche Erkenntnisse, auf deren Basis sie planen können. Dazu Marcus Peter vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik der Technische Universität Hamburg: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass ausgehend vom Wohnort, die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen, Schulen etc. mit dem Fahrrad durch Radschnellwege um bis zu 75 Prozent verbessert werden kann. Die Entwicklung und Förderung von Radschnellwegen ist aufgrund ihres grenzübergreifenden Charakters eine regionale Aufgabe und ein wichtiger Baustein eines zukunftsfähigen Mobilitätssystems.“

An dieser Aufgabe wird beispielsweise im Kreis Pinneberg schon intensiv gearbeitet. „Ich freue mich sehr, dass der Kreistag in Pinneberg fraktionsübergreifend hinter dem Projekt eines 32 Kilometer langen Radschnellweges zwischen Elmshorn und Hamburg steht, einen entsprechenden Beschluss zur Unterstützung haben wir einstimmig im letzten Jahr im zuständigen Fachausschuss gefasst“ so der Stellvertretende Landrat Manfred Kannenbäumer. „Der eingeschlagene Weg ist der richtige, denn zunehmend schnellere Fahrräder und E-Bikes erfordern neue Trassen und bessere Straßenqualitäten“ so Kannenbäumer weiter. Die Forscher der TU Hamburg unterstreichen, dass dort in einem Umkreis von 3,5 Kilometern knapp 720.000 Menschen leben, die von einem Radschnellweg unterschiedlich stark profitieren könnten. Durchschnittlich können 18.000 Arbeitsplätze zusätzlich in 20 Minuten erreicht werden. Abhängig vom genauen Wohnort kann dieser Wert auf über 100.000 Arbeitsplätze steigen. Überdies würde dieser Radschnellweg die Reisezeit zum nächsten Bahnhof für etwa 35.000 Einwohner verringern und die Kombination des Fahrrades mit öffentlichen Verkehrsmitteln erleichtern.

Auch in Hamburg werden große Potenziale in der Anbindung des Umlands durch Radschnellwege gesehen. Diese sollten so weit wie möglich in das Stadtgebiet geführt und dann in das Veloroutennetz, das städtische Rückgrat für den Alltagsradverkehr, überführt werden. Stets im Blick ist dabei in der dicht bebauten Stadt eine umsichtige städtebauliche Integration der Infrastruktur, die die Bedürfnisse der verschiedenen Verkehrsträger berücksichtigt. Konkrete Streckenführungen stehen abseits der Velorouten noch nicht fest, sondern sind nun im Rahmen nachfolgender Machbarkeitsstudien zu ermitteln. Kirsten Pfaue,  Radverkehrskoordinatorin der Freien und Hansestadt Hamburg sagt dazu: „Hamburg begrüßt ausdrücklich die Initiative der Metropolregion. Wichtig ist, dass aus der Analyse konkrete Umsetzungsschritte folgen. Perspektivisch sollten nach Hamburg aus allen vier Himmelsrichtungen Radschnellwege führen und in das Veloroutennetz übergehen. Ein besonderes Augenmerk wird wegen der Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße auf dem Bau eines Radschnellwegs von Harburg kommend über die Elbinsel liegen.

Von allen 33 Korridoren gilt es nun, diejenigen zu identifizieren, die grundsätzlich für eine vertiefte Betrachtung im Rahmen einer Machbarkeitsstudie in Frage kommen. Denn zu den Ergebnissen der Potenzialanalyse kommen weitere Kriterien, die für die tatsächliche Umsetzbarkeit der Radschnellwege von Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem die Finanzierbarkeit, Möglichkeiten der baulichen Umsetzung sowie die Bereitschaft der Partner in der interkommunalen Zusammenarbeit. Auch die Anschlussfähigkeit der Strecke an die Hamburger Velorouten spielt eine große Rolle. In einem zweiten Schritt werden jetzt diese Kriterien beleuchtet und für die weitere Beurteilung der Strecken herangezogen.

Daran anknüpfend sollen in diesem Jahr erste Korridore in einer Machbarkeitsstudie untersucht werden, um so die planerischen Grundlagen zur Umsetzung zu legen. Dazu Jakob Richter, Leiter der Geschäftsstelle der Metropolregion Hamburg: „Wir wollen diesen Prozess voranbringen, so dass Radschnellwege in der Metropolregion gebaut werden können. Daher wollen wir in der Machbarkeitsstudie Strecken untersuchen, deren Umsetzbarkeit gute Chancen versprechen. Ich kann mir gut vorstellen, dass einer solche Studie durch die Förderfonds der Metropolregion unterstützt wird.

Link zur Potenzialanalyse: http://metropolregion.hamburg.de/mobilitaet/